In der Kirche St. Veit bei Telfs wurden zwischen 1981 und 1986 anlässlich einer Gesamtrenovierung Seccomalereien wieder entdeckt, die u.a. ein Jüngstes Gericht, eine Kreuzigung, einen hl. Christophorus und eine Tafelszene zeigen. Bei den dargestellten Tafelfreuden handelt es sich aber nicht um ein Letztes Abendmahl, sondern um das festliche Gastmahl im Hause Simons, bei dem eine Sünderin Jesus die Füße mit ihren Tränen wäscht, mit ihren Haaren trocknet und anschließend mit Öl salbt. Die Malereien entstanden um 1600 und wurden von einem Künstler geschaffen, der nicht auf dem Stand der künstlerischen Darstellungsformen seiner Zeit war. Daher wirken die Fresken in Bezug auf die Behandlung der Perspektive und die Art der Umsetzung der biblischen Inhalte mittelalterlich, obwohl sie an der Wende von der Spätrenaissance zum Barock bzw. am Vorabend des Ausbruchs des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) gemalt wurden.
Dennoch gewährt das Motiv des Gastmahls im Hause Simons Einblick in die Tischsitten und Tafelfreuden der Epoche.
Die Kirche St. Veit liegt auf einem Hochplateau nördlich von Telfs. In ihrem Kern stammt sie aus der Gotik, wurde in gotisierenden Formen noch am Beginn des 17. Jahrhunderts umgebaut und 1648 geweiht. Ein Besuch ist lohnend, da die Wandmalereien mit viel Einfallsreichtum und großer Individualität gestaltet wurden. Die Wiedergabe des Gastmahls, an dem Jesus teilnimmt, bezieht sich auf eine Passage im Evangelium nach Lukas (Lk 7,36-50), in der das Essen im Haus des Simon an sich eine untergeordnete Rolle spielt. Die Episode handelt von der Sünderin (sie wird häufig mit Maria Magdalena gleichgesetzt), die Jesus mit ihren Tränen die Füße wäscht, sie anschließend mit ihren Haaren abtrocknet und salbt. Der Maler nützte aber die Gelegenheit, die Szene in eine detailreiche Schilderung des Ortes und des Mahles einzubetten. Im Hintergrund gibt er in etwas unbeholfen und unlogisch wirkender Art den Ort des Gastmahls wieder. Es handelt sich um das Atrium (Innenhof) eines großen Hauses mit Ausblick in eine weite Landschaft. Aus loggienartigen Öffnungen wenden sich interessierte Zuseher dem Festessen zu. Jesus und die Sünderin zu seinen Füßen wurden ganz in den Vordergrund des Bildes gesetzt. Den Rest der Bildfläche nehmen die weiteren Teilnehmer am Fest, die Tafel und ein Diener ein, der eine weitere Speise zu bringen scheint.
Der Begriff „Tafel“ rührt daher, dass zur Zeit der Entstehung des Wandgemäldes ein Esstisch aus einem Untergestell und einer Platte bestand. War ein Essen beendet, trugen die Diener die ganze Tafel einfach weg. Die Gäste eines Essens nahmen in der Regel auf Stühlen oder Bänken ohne Lehne Platz. Auch ist das lang herunterhängende Tischtuch deutlich sichtbar. In zeitgenössischen Quellen wird dazu u.a. berichtet, dass die Tischdecken meistens bestickt und manchmal auch parfümiert wurden. Es gibt aber noch ein interessantes Detail zur Tischdecke: Sie hing so weit über den Tisch herunter, weil sie in Zeiten, in denen noch keine Servietten Verwendung fanden, von den Teilnehmern an einem Festessen über den Schoß gezogen wurden. Auf diese Weise schützte das Tischtuch vor einem Beschmutzen der Kleidung und konnte zum Abwischen von Mund und Händen verwendet werden.
Am Tisch befinden sich Platten und Teller unterschiedlicher Größe. Ein Gast hält ein kelchförmiges Trinkgefäß. Als Getränke dürfte es Wasser und Wein gegeben haben. Eine Wasserkanne befindet sich am Boden, wohingegen eine stark gebauchte, dem heutigen Bocksbeutel ähnliche Weinflasche am Tisch steht.
In der Vergangenheit war es üblicher als heute, dass mehrere Speisen zugleich aufgetragen wurden. Vor der Tafel ist ein Holzbottich abgebildet, der Fische enthält (es könnte sich um gesalzene Heringe handeln), weiters sind ein Braten, Suppen, Brotstücke und ein Käse zu sehen. An Besteck wurden nur Messer zum Zerkleinern der Speisen abgebildet. Um 1600 standen sonst nur noch Löffel in Verwendung, die Essgabel kam wenig später auf.