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Kochen über offenem Feuer – Rauchküchen im Villgratental (um 1800)

Die Einführung des Sparherdes im ausgehenden 19. Jahrhundert mit seinem verdeckten Feuer bedeutete für die ländliche Bevölkerung eine enorme Verbesserung der Wohn- und Lebenskultur. Bis dahin war ja die Stube der einzige beheizbare und gleichzeitig rauchfreie Raum des Bauernhauses. Die Speisezubereitung erfolgte über Jahrhunderte über offenem Feuer, das in der Küche des Bauernhauses brannte. Abgesehen von ständiger Brandgefahr bedeutete der Rauch in der Küche auch eine ständige Beeinträchtigung für die Bewohner des Hauses. Auch noch so ausgeklügelte Kamine und Rauchabzugsvorrichtungen konnten nicht verhindern, dass ein Großteil des Rauches sich zuerst im Küchenraum ausbreitete und sich an Wänden und Decke als Russ ablagerte.

Bis in die 1950er-Jahre war in vielen Bauernhäusern die Rauchküche noch in Verwendung. Im Kulturgüterarchiv des Tiroler Kunstkatasters sind aus dem Osttiroler Villgratental vereinzelte, in den 1990er-Jahren zumindest noch teilweise genutzte Rauchherde mit offenem Herdfeuer dokumentiert.

Die offene Feuerstelle besteht aus einem hölzernen Herdrahmen, der im Villgratental als „Gruttenherd“ bezeichnet wird. Dieser Begriff leitet sich vom hölzernen, trogartigen Unterbau der Feuerstelle, der „Grutte“ ab, was so viel wie Holzgefäß oder Trog bedeutet. Dieser gezimmerte Kastenunterbau steht auf Holzfüßen. Die „Füllung“ der Herdplatte setzt sich aus Lehm und flachen Steinplatten zusammen. An den zwei Seiten des Herdes, die den Küchenwänden zugekehrt sind, verläuft eine hölzerne Bank, die als Abstellfläche genutzt wurde.

Über dem Herd hängt an der Decke ein aus Eisenblech gefertigter „Feuerhut“ oder Rauchmantel, der einen gewissen Schutz vor Funkenflug bieten soll. Der schwere Kochkessel ist mit einer Kette an einem schwenkbaren Gestell, der „Kesselreide“, befestigt. Wenn die Speisen in der Pfanne zubereitet wurden, stellte man diese auf ein Eisengestell („Dreibein“ oder „Pfannknecht“) über das Herdfeuer.