Brauchtum

  • Schränke – einen Kasten zur Hochzeit, einen zweiten zur Geburt  (1944, 1950)

    Zweitüriger Hochzeitsschrank für Elise Triendl, 1944

    Schränke – einen Kasten zur Hochzeit, einen zweiten zur Geburt  (1944, 1950)

    In einem Bauernhof in der Nähe von Innsbruck sind zwei Schränke erhalten, die als Ensemble betrachtet werden können. Der erste der beiden Kästen wurde 1944 anlässlich einer Hochzeit angefertigt, der zweite entstand 1950 aus Anlass der Geburt eines Kindes. Die beiden Möbelstücke weisen verschiedenste Verzierungen auf, darunter auch eine Inschrift. Aus ihr geht hervor, dass…

  • Neujahrsentschuldigungskarten – frühe Form der Sozialversicherung (ab 1830)

    Die erste Neujahrsentschuldigungs karte für Schwaz von 1830

    Neujahrsentschuldigungskarten – frühe Form der Sozialversicherung (ab 1830)

    Die Neujahrsentschuldigungskarte ist eine österreichische Erfindung. Ihre Entwicklung entstand aus dem Brauch, jedem Verwandten oder Bekannten persönlich Glückwünsche für das neue Jahr zu überbringen. Ab ca. 1820 konnte man sich von dieser oft als lästig empfundenen Pflicht loskaufen, indem man eine Neujahrsentschuldigungskarte erwarb. Der Käufer einer Karte wurde in eine Liste von Spendern aufgenommen, die…

  • Krankensalbung, letzte Ölung –  Sterberituale auf Gemälden im Unterinntal (um 1800)

    Krankensalbung in einer Bauernstube und der Kampf zwischen Gut und Böse

    Krankensalbung, letzte Ölung – Sterberituale auf Gemälden im Unterinntal (um 1800)

    Ein großer Teil der volkstümlichen kirchlichen Kunst in Tirol ist thematisch an den wichtigen Stationen des Lebens orientiert: Votivtafeln berichten z.B. über die Rettung nach Unfällen oder über die Heilung von Kranken, andere Werke beziehen sich auf festliche Ereignisse oder bedeutende Wendepunkte wie Taufe, Hochzeit oder Tod. In einer Kirche im Tiroler Unterland befindet sich…

  • Lebensrad mit Tod – die Lebensabschnitte von der Geburt bis zum Tod auf einem Gemälde (um 1800)

    Lebensrad von der Geburt bis zum Tod

    Lebensrad mit Tod – die Lebensabschnitte von der Geburt bis zum Tod auf einem Gemälde (um 1800)

    Aus der näheren Umgebung von Innsbruck stammt ein kleines Gemälde, das den Tod vor einem Lebensrad wiedergibt. Das Lebensrad steht für den Lauf – das Auf und Ab – des Lebens und ist in Zehnerschritte für die Lebensjahre eingeteilt. Es ist mit männlichen Figuren besetzt, die das Wachstum des Menschen – beginnend mit dem Wickelkind,…

  • Totenzettel und Sterbebildchen – Zur Erinnerung… (um 1900)

    Gedrucktes Sterbebild für ein verstorbenes Kind

    Totenzettel und Sterbebildchen – Zur Erinnerung… (um 1900)

    Gedruckte Sterbebildchen oder Totenzettel als Andenken an einen Verstorbenen tauchen in Tirol im bäuerlichen Bereich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts – vor allem mit der Verbreitung der Chromolithografie (Öldruck) – auf. Im weiteren Sinn versteht man unter Sterbebildchen Todesnachrichten, die verteilt oder versandt werden. Ihrem Zweck nach sind sie jenen ähnlich, die man auch…

  • Palmsonntag – Wandgemälde von Walter Honeder in Wattens (um 1958)

    Palmstange, Palmbreze und Grasausläuten

    Palmsonntag – Wandgemälde von Walter Honeder in Wattens (um 1958)

    Der aus Wien stammende und in Tirol ansässig gewordene Maler Walter Honeder (1906-2006) zählt zu den heimischen Künstlern, die sich an der 1949 von der Landesregierung ins Leben gerufenen „Kunst-am-Bau-Aktion“ besonders aktiv beteiligten. Auf Betreiben der Künstlerschaft wurde damals beschlossen, zwei Prozent der Bausumme von Landesbauten für deren künstlerische Ausgestaltung aufzuwenden. Das führte dazu, dass…

  • Landespatrone von Tirol – die Heiligen Georg und Josef (1772)

    Plastik des hl. Georg von Christoforo Benedetti auf der Annasäule in Innsbruck, 1706

    Landespatrone von Tirol – die Heiligen Georg und Josef (1772)

    Begibt man sich in Innsbruck auf die Suche nach dem Landespatron von Tirol, dem hl. Josef (Gedenktag: 19. März), erlebt man eine Überraschung: Offizielle Einrichtungen des Landes wie Kapellen und Kirchen wurden nicht dem „Oberhaupt der Heiligen Familie“ geweiht, sondern dem hl. Georg (Gedenktag: 23. April), weil dieser vor 1772 der offizielle Schutzherr über Tirol…

  • Herz Jesu – Ausdruck historisch gewachsener Volksreligiosität in Tirol (ab 1796)

    Brennendes Herz Jesu mit Kelch und Hostie auf einer Prozessions fahne, um 1800

    Herz Jesu – Ausdruck historisch gewachsener Volksreligiosität in Tirol (ab 1796)

    In allen Landesteilen Tirols ist die Herz-Jesu-Verehrung weit verbreitet: Der erste Sonntag nach Fronleichnam wird traditionell als „Herz-Jesu-Sonntag“ bezeichnet, es gibt aber auch viele Klöster, Kirchen und Kapellen, die dem mystischen Symbol für Jesus geweiht sind, z.B. die Herz-Jesu-Kirche und das Kloster der Redemptoristen, der Konvent der Herz-Jesu-Missionäre in Innsbruck oder jener der Töchter des…

  • Hochzeit – Vermählung Mariens am Stubengetäfel eines ehemaligen Gasthofes in Steeg (um 1800)

    Die hl. Maria mit der weißen Lilie streckt die Hand zum Anstecken des Ringes

    Hochzeit – Vermählung Mariens am Stubengetäfel eines ehemaligen Gasthofes in Steeg (um 1800)

    Über ganz Tirol verstreut haben sich Darstellungen der Vermählung Mariens erhalten, was ein Hinweis auf die Beliebtheit des Themas der „heiligen“ Hochzeit ist. Zugleich dienten die Abbildungen der theologischen und juristischen Untermauerung der Heirat der hl. Jungfrau Maria mit Josef, dem Nährvater Jesu. Manche der Wiedergaben gehen auf namhafte Künstler zurück. Z.B. verewigte der Innsbrucker…

  • Hochzeitsschaff, Brautschaff – Mitgift für die Ehe (1843)

    Kartusche mit dem Brautpaar

    Hochzeitsschaff, Brautschaff – Mitgift für die Ehe (1843)

    Aus einer Inventarerhebung des Tiroler Kunstkatasters in einem Bauernhaus aus dem Großraum Hall in Tirol ist ein bemaltes Holzschaff dokumentiert, dessen Verwendung aufgrund der dekorativen und figürlichen Malerei im Zusammenhang mit einer Hochzeit zu interpretieren ist. Das Schaff weist einen oberen Durchmesser von etwa 45 cm auf und ist mit Deckel sowie zwei Griffen versehen.…

  • Totenbretter – Andenken an Verstorbene und Memento Mori (ab 1800)

    Vorderseite der Totenbretter mit Symbolen der Vergänglichkeit

    Totenbretter – Andenken an Verstorbene und Memento Mori (ab 1800)

    Als Zeichen der Erinnerung, des Andenkens und Gedenkens an die Toten wurden von der Bevölkerung neben den kirchlich vorgesehenen Riten wie Gedächtnismessen (Seelenmessen) auch Grabdenkmäler, Bildstöcke oder Marterln in der Landschaft gestiftet. Im bäuerlichen Bereich verbreitet waren so genannte „Totenbretter“, die zuerst anstelle von teuren Särgen als Totenbahren verwendet und dann zu Gedenkzeichen für die…

  • Jungfrauenfahne und Jungfrauenkranz – Prozession zu Ehren der Jungfrau Maria (ab 1920)

    Maria Immaculata in der Mandorla auf der Vorderseite der Fahne

    Jungfrauenfahne und Jungfrauenkranz – Prozession zu Ehren der Jungfrau Maria (ab 1920)

    Fahnen zu Ehren der Jungfrau Maria, der Unbefleckten Empfängnis (Maria Immaculata), werden von den unverheirateten Mädchen und Frauen des jeweiligen Ortes bei Prozessionen und hohen kirchlichen Festen mitgetragen. Vor allem bei der Fronleichnamsprozession bot und bietet sich für jeden einzelnen aus der Gemeinde die Gelegenheit, seine Stellung im Ort öffentlich zu dokumentieren. Sie findet am…