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Sockeltruhe aus dem Paznauntal (um 1680)

Die Möbel des Paznauntales nehmen eine gewisse Sonderstellung innerhalb der Möbellandschaft des Oberinntals ein. Einerseits ist eine starke Anlehnung an die Hauptgestaltungsmittel der bäuerlichen Möbel des Landecker Raumes festzustellen, andererseits ist aus dem Paznauntal eine Gruppe besonders aufwändig dekorierter Möbel erhalten, die vermutlich als Erzeugnisse einer dort tätigen Werkstätte auszuweisen sind.
Die Sockeltruhe aus dem Ende des 17. Jahrhunderts mit verzinkt gefügtem Korpus und Sockel wurde aus Weichholz hergestellt. Die Stirnseite ist in drei Felder unterteilt und weist durch plastisch geschnitzte Blütenrosetten in Feldern und Sockel, durch regelmäßiges Schuppenmuster in den Schmalfeldern und durch Wellbandfriese eindeutige Parallelen zu den Möbeln des übrigen Oberlandes auf. Unterhalb der Deckelleiste ist der Besitzername „HANS IERG SINGER“ eingeschnitten.

Bäuerliche Möbel im Oberinntal

Die Möbel des Oberinntals lenkten mit ihren reichen geschnitzten Verzierungen als auffälligen Gegensatz zu den bemalten Möbeln des Unterinntals früh das Interesse der Möbelforschung auf sich. Bei der Einordnung und Darstellung dieser Möbellandschaft wurde vor allem der Bezug des Mobiliars zur übrigen Ausstattung des Hauses, besonders zur Dekorationsweise der Oberinntaler Stuben, betont.

Geographisch wird diese Möbellandschaft als das Gebiet des Oberen Gerichts, also dem Inntal zwischen Landeck und Nauders, dem Raum um Landeck einschließlich des Stanzer Tales bis zum Arlberg und dem Paznaun umrissen. Hauptkennzeichen der Möbel ist der geschnitzte, ornamentale Dekor. Aufgrund dieser vorherrschenden Dekorationsweise wurde bei der Möbelherstellung hauptsächlich das leicht zu bearbeitende Zirbenholz verwendet. Farben werden nur sparsam, besonders als rötlich lasierende Grundierung am Holz zur Hervorhebung des Schnitzwerkes angebracht.

Aus der ersten feststellbaren Entwicklungsstufe des Oberländer Möbels, der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, sind hauptsächlich Truhen bekannt. Der Kasten als Bewahrmöbel scheint in Tirol im 17. Jahrhundert in ländlichen Gebieten nicht verbreitet gewesen zu sein.