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Sockeltruhe aus dem Iseltal (1616)

Nach derzeitigem Forschungsstand lassen sich die frühesten Belege für Osttiroler Möbel für Truhen aus dem 17. Jahrhundert anführen. Eine nähere geographische Zuordnung nach Talschaften ist für diesen Möbelbestand allerdings nicht möglich. Als älteste datierte Eckmarke dient eine Truhe aus dem Gebiet von Matrei in Osttirol, an der sich bereits einige Merkmale des Möbelbestandes des 17. Jahrhunderts manifestieren. Der Sockel dieser Truhe ist nicht mehr erhalten. Der Truhenkörper ist verzinkt gefügt, der Deckel mit ursprünglich umlaufender Rahmenleiste ist ohne Unterteilung und durch zwei geschmiedete Bandscharniere mit dem Korpus verbunden. Im Inneren befindet sich links eine Beilade.

An der Stirnseite sind im oberen Bereich Monogramme und Inschriften eingeritzt: links das Jesus- und Marienmonogramm, in der Mitte über dem rautenförmigen Schlüsselblech ein Herz mit Pfeil und Besitzermonogramm sowie rechts die Besitzerinschrift mit Datierung: „VALENTINUS RÄNÄCHER VON WINDISCH MATREY 1616 IAR“.

Oberflächengestaltung der Truhe mit Schablonendekor und Druckgraphik

Die Vorderseite der Truhe ist in drei Bogenfelder und vier etwas höhere Schmalfelder gegliedert. Die Schmalfelder mit Profilleistenrahmung fallen besonders durch die nach oben hin dreieckig zulaufende Form auf. In die Feldfläche wurden Holzschnitte geklebt, die nur noch in Resten Adlerkopf, Radmotiv und Schnörkel erkennen lassen. Kräftige Pilaster mit kurzem Schaft und plastisch betonten Kapitellen tragen den Bogen, der durch Aufdoppeln einer breiten Leiste die obere Feldkante schneidet. In den Bogenzwickeln und den Pilasterfeldern sind ebenfalls Reste von aufgeklebten Holzschnitten erkennbar. Die Bogenfelder selbst zeigen streng symmetrisch angeordneten, eingeritzten Schablonendekor mit Groteskenformen.

Die Oberflächengestaltung mit Druckgraphik und Schablonenornament ist charakteristisch für die bäuerlichen Möbel des 17. Jahrhunderts. Die Vorlagen für die Schablonenherstellung stammen aus zahlreichen Architektur- und Schreinerbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts. Ihre Zweckbestimmung lag darin, dem angewandten Kunsthandwerk Mustersammlungen von Ornamentformen der herrschenden Stilrichtung zu liefern. Zusätzlich zu diesen Vorlagen der Kunst- und Musterbücher fanden weitere druckgraphische Erzeugnisse Anwendung. Die Oberflächenveredelung durch aufgezogene Holzschnitte war eine weit verbreitete Dekorationsmode. Die Drucke waren preisgünstig zu erwerben und leicht in Umlauf zu bringen, sodass die dekorative Gebrauchsgraphik das geeignete Mittel war, Zeitgeist und Zeitstil in professioneller und popularisierter Form auch im ländlich-bäuerlichen Bereich zu verbreiten.