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Gartenlaube, Pavillon und Veranda – Kleinarchitektur zur Entspannung (ab 1736)

Schon in der Antike wurde der Gartengestaltung Wert beigemessen, weil man erkannt hatte, dass künstlich angelegte, mit Möbeln und anderen dekorativen Elementen ausgestattete Bereiche im Freien zu einem positiven Lebensgefühl beitragen. Später, mit zunehmender Verfeinerung der Gartengestaltung, kam auch das Bedürfnis auf, Grünanlagen mit spezifischen Bauten einzurichten. So wurden vom Mittelalter bis zum Barock die meisten der auch heute noch in Verwendung stehenden Gartenhaustypen entwickelt, u.a. Gartenlauben, Pavillons, Pergolen, Kiosks, Eremitagen, Veranden – die in Österreich auch liebevoll „Salettl“ genannt werden.

Zumeist wurden die Gebäude am Ende der Gärten oder Parks platziert, um einen uneingeschränkten Blick auf die geometrisch angelegten Beete und Pflanzungen zu ermöglichen. Das änderte sich mit den Landschaftsgärten am Ende des 18. Jahrhunderts, die gemäß den Idealen der Aufklärung das Wunschbild einer humanen und liberalen Gesellschaft wiedergeben sollten. In Tirol hinterließ diese Bewegung zwar wenig Spuren, dennoch wurden auch in den hiesigen Gärten – nicht zuletzt den Gastgärten – vor dem Hintergrund einer Teilnahme an neuen Lebensformen einfache, aber phantasiereich gestaltete Bauten realisiert.

Die Idee des naturnahen, malerischen Landschaftsgartens stammt aus England und verbreitete sich von dort aus zuerst in Europa und Amerika. Zu den Merkmalen dieser Art der Park- und Gartengestaltung gehören neben einer Bepflanzung mit hohen, zum Teil exotischen Bäumen effektvoll gewundene Wege und Wasserläufe. In strengen Formen angelegte Beete und bunt blühende Pflanzen waren in diesen Gärten verpönt. Dem Ideal dieser „empfindsamen“ Landschaftsgestaltung entsprach es auch, Gartenarchitekturen nur an Stellen zu errichten, die zur Akzentuierung bestimmter Blickpunkte beitragen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich diese strengen Auffassungen wieder gelockert und das Blumenbeet erlebte eine Renaissance. Das schlug sich im Alpenraum und in Tirol im mit Gemüse, Medizinal- und Schmuckpflanzen bestückten „Bauerngarten“ wohl am eindrücklichsten nieder.

Parallel dazu kam es hier zur Entstehung von Gartenhaustypen, die an die klimatischen Verhältnisse angepasst und mit einem schlichteren Erscheinungsbild gestaltet wurden: Zu den ältesten erhaltenen Gartenhäusern in Tirol gehört das im Pfarrgarten von Telfes im Stubaital. Der kleine gemauerte Bau aus dem Jahr 1736 verfügt über einen achteckigen Grundriss und ein Pyramidendach. Es ist ein Bau, der noch für die Lagerung von Gartengeräten errichtet wurde. Im Garten des Widums von Gries im Sellrain entstand in der Zeit um 1800 ein weiteres Gartenhaus. Auch bei diesem Gebäude handelt es sich um einen achteckigen, fensterlosen Bau, der im Unterschied zum vorherigen mit einer geschweiften Dachhaube ausgestattet wurde. Er war als Zierde eines Pfarrgartens gedacht, der den hierher zur Seelsorge entsandten Prämonstratenser-Chorherren von Stift Wilten ein Ort der Kontemplation sein sollte.

In ähnlicher Weise wurde der Pavillon im Garten eines Ansitzes nahe Innsbruck am Ende einer Reihe von Beeten platziert, die in ihrer Geradlinigkeit dem barocken Prinzip folgen. Dieses achteckige Gartenhaus entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde mit einem Dach in Form einer geschweiften Haube mit Laterne abgeschlossen. Die Inneneinrichtung besteht aus einer umlaufenden Holzbank und zwei Klapptischen. In der warmen Jahreszeit konnte man von hier aus den Blick auf den Garten genießen.

Neben dieser Gruppe der privaten Gartenhäuser gab es auch solche, die für größere Versammlungen errichtet wurden: die Veranden der Wirtshäuser. Als Bautyp dürften sie wohl auf Tanzböden zurückgehen, die mit der Zeit überdacht wurden. Eine schöne Gartenlaube befindet sich beim Gasthof Rosshag in Ginzling im Zillertal, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet worden ist und seit 2004 unter Denkmalschutz steht. Die besondere Zierde des Gebäudes sind seine Schattenbretter, die mit besonders kunstvollen Mustern ausgesägt wurden. Die Funktion dieser Holzverschalung besteht darin, den Gästen im Inneren Schatten zu spenden. Der Pavillon ist eine Rarität, weil sich vergleichbare Objekte in Tirol kaum erhalten haben.