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Hanserhof in Brandberg – eines der ältesten Bauernhäuser des Zillertals  (ab 1495)

Viele Menschen gehen davon aus, dass die langen Seitentäler des Inntals, z.B. das Ötztal oder das Zillertal, erst spät besiedelt wurden. Doch das Gegenteil zeigt sich bei einem Blick nach Brandberg im Zillergrund am Ende des Zillertals. Wie viele Dörfer gehört auch diese Gemeinde zu den mittelalterlichen Rodungssiedlungen und wurde schon im Jahr 1350 erstmals urkundlich erwähnt. Erste Grundherren im Zillertal waren bairische Adelige, die den Siedlungsausbau vorantrieben und dem Erzstift Salzburg Schenkungen machten. Mit zunehmender Bevölkerung verschob sich die Grenze der Dauersiedlungen immer weiter nach oben bis in eine Höhenlage, die keinen ausreichenden Ertrag mehr gestattete. Daher veranlasste das Hochstift Salzburg als zuständige Grundherrschaft die Anlegung zahlreicher Viehhöfe.

Auf diese Art wurde auch Brandberg mit seinen verstreut liegenden Hofgruppen besiedelt. Im Weiler Emberg befindet sich in steiler, zur Sonne ausgerichteten Lage ein Hof namens „Hanser“, der aufgrund seines hohen Alters zu den bedeutenden Baudenkmälern der Region zählt. Im Zuge einer Restaurierung wurde er eingehend wissenschaftlich untersucht. Das Ergebnis der Analyse: Der älteste Bauteil des Gebäudes ist mehr als 500 Jahre alt und stammt aus der Gotik.

Da es sich beim Hanserhof um einen massiven Holzbau in Kantholz-Blockbauweise handelt, bot sich eine so genannte dendrochronologische Untersuchung an, die über das exakte Alter des verwendeten Bauholzes Aufschluss gibt. Es konnte der Nachweis erbracht werden, dass das älteste, zum Bau dieses Bauernhauses verwendete Holz im Winter 1494/1495 geschlägert wurde. Die diesbezüglichen Holzproben stammen von der rechts vom Hauseingang befindlichen Stube, und somit ist davon auszugehen, dass diese bald nach 1495 entstand.

Zu den bemerkenswerten Resultaten der Bauforschung zählt ferner der Umstand, dass das ursprüngliche Haus mit seiner hochgotischen Stube bereits über einen ersten Stock mit umlaufendem Söller verfügt hat.

Außer der Stube ist von dieser Bauphase leider nichts erhalten geblieben. Denn alle anderen weitgehend erhaltenen Teile des Bauernhauses wurden nachweislich erst um 1550 errichtet. Der Hof nahm also in der Spätgotik seine im Wesentlichen bis heute erhaltene Erscheinungsform an, in späteren Epochen wurde er nur noch geringfügig erweitert – z.B. als er am Beginn des 18. Jahrhunderts in ein Doppelwohnhaus umfunktioniert wurde.

Der Hanserhof ist ein Mittelflurhaus mit einem zentralen Hausgang, von dem alle weiteren Räume und eine Treppe zur Erschließung des Obergeschosses ausgehen. Neben den baugeschichtlichen und dendrochronologischen Untersuchungen geben schriftliche Quellen Auskunft über seine wechselvolle Geschichte: In der Zeit der Religionswirren war das kleine Brandberg ein Zentrum des Protestantismus und von den insgesamt 427 Protestanten, die 1837 das Zillertal verlassen mussten, kamen 87 aus Brandberg (die Gesamteinwohnerzahl des Ortes lag damals bei 319). Unter den Brandberger Protestanten, die ihren Besitz verkaufen und emigrieren mussten, wird auch ein Andrä Steindl vom Hanserhof genannt. Der Besitzerwechsel kann Umbauten am Hanserhof zur Folge gehabt haben.

Da der Hanserhof zu den wenigen für die Hauslandschaft des Zillertals typischen Bauernhäusern zählt und in einer noch weitgehend intakten Umgebung liegt, wurde er nach den eingehenden wissenschaftlichen Untersuchungen 1996 unter Denkmalschutz gestellt.