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Bäuerliche Backöfen  (ab 1700)

In allen Teilen Tirols kann man noch gemauerte Backöfen entdecken. Sie haben die Jahrhunderte aus dem Respekt überdauert, den man dem Grundnahrungsmittel Brot entgegenbringt. Man muss sie aber auch als stumme Zeugen für eine Ära des bäuerlichen Lebens betrachten, die von Selbstversorgung geprägt war und in der das „tägliche Brot“ ein rares Gut darstellte. In den meisten Gegenden wurde nur zweimal jährlich Brot gebacken, und zwar im Juni das bessere Brot für den arbeitsreichen Sommer und im Oktober das mindere, schwärzere Brot für die Winterszeit. Meistens reichte der Vorrat nicht für sechs Monate. In vielen historischen Beschreibungen über das bäuerliche Leben wird von Brotknappheit und den unterschiedlichen Methoden berichtet, wie man aus Mangel an genügend Brotmehl verschiedene Mehlsorten – auch mit Kartoffeln – vermischte, um den Teig zu strecken.

In der Regel war man bestrebt, die mit einer Feuerstelle verbundene Brandgefahr im Haus zu vermeiden und errichtete daher im Freien von den Bauernhäusern getrennte Backofenhäuschen. War der Backofen im Haus untergebracht, so stand er immer räumlich mit der Küche in Verbindung: Entweder war er in einem Raum neben der Küche gelegen oder erkerartig an der Außenwand der Küche angebaut. In Osttirol wurden Backöfen nicht selten unter dem Küchenherd oder in den Keller eingebaut.

Die Steine, mit denen die Backöfen errichtet wurden, mussten sich für die Hitzeentwicklung eignen. Besondere Beachtung wurde auch der Auskleidung der Backfläche geschenkt, die entweder aus selbst hergestellten Lehmziegeln oder einer fest gestampften Fläche aus Erde oder Lehm bestand. Damit aber beim Anfeuern des Ofens der Boden nicht zersprang oder Risse erhielt, mischte man Schweineborsten oder Sägemehl unter die zu stampfende Masse. Aus gespaltenen Steinen wurde dann über der Backfläche ein Gewölbe errichtet. Aus Gründen des Wärmeverlustes war das Schürloch des Backofens relativ klein dimensioniert und auch das Gewölbe wurde meistens nur etwa 50 cm hoch gemauert. Die Rauchzüge und Zuglöcher führten den Rauch ab.

Brotbacken war Frauenarbeit, Bäuerin und Mägde teilten sich die Arbeitsvorgänge. Etwa zwei Tage vor dem Backtag wurde der Sauerteig in einem großen Backtrog angerührt. Am Backtag wurde der Ofen geheizt. Aus dem Teig wurden Laibe geformt und auf Backbretter abgelegt. Nachdem die notwendige Hitze erreicht war, wurden mit besonderen Kehrgeräten („Ofenkrücke“ und „Ofenwisch“) Feuerreste und Asche aus dem Ofen entfernt und die Backfläche gereinigt. Anschließend wurden die Laibe mit der Brotschaufel in den Backofen eingeschoben und für rund eine Stunde fertig gebacken.

Da das Hartbrot für einen langen Zeitraum bereitet wurde, musste auf die richtige Lagerung des Getreides, die sorgfältige Zubereitung des Teiges wie auch auf die entsprechende Lagerung des Brotes geachtet werden. Vor allem mangelhafte, weil zu feuchte Lagerbedingungen für Getreide, Mehl und Brot führten oft dazu, dass das überaus wertvolle und lebensnotwendige Nahrungsmittel verdorben war.