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Reliquiare – Sonne, Mond und Sterne in Gold und Silber gearbeitet (1607)

Das Reliquiar in Form eines Mondes mit einer Höhe von ca. 50 cm wurde in Kupfer getrieben und teilweise gegossen, versilbert und vergoldet und ist mit zahlreichen Reliquienmedaillons besetzt. Es ist Teil der auf Florian Ritter Waldauf zu Waldenstein zurückgehenden Reliquiensammlung in der Haller Pfarrkirche, die einen einzigartigen authentischen Einblick in die Reliquienverehrung des Mittelalters erlaubt.

Im Schatzverzeichnis aus dem Jahre 1648 scheint es als „ain silberner Monschein“ auf und wurde vermutlich anlässlich der Renovierung des Waldauf’schen Heiltumschatzes durch Cyriak Heidenreich von Pideneck – gemeinsam mit dem ebenfalls noch erhaltenen Stern- und Sonnenreliquiar – 1607 neu angeschafft.

Das Mondreliquiar weist einen vierpassförmigen Fuß mit graviertem Steilrand und mittlerer Wölbung mit gezacktem Blattdekor auf, den kolbenförmigen Schaft zieren gravierte Lappenblätter. Der Reliquienbehälter besitzt die Form einer Mondsichel mit eingestelltem menschlichem Profil. Die Sichelfläche ist mit dreizehn verstreut angeordneten großen und kleinen runden Kapseln in Kastenfassung mit Perlschnurrahmung besetzt, in denen sich die Reliquien befinden. Die Rückseite des Profils war ursprünglich blau bemalt und mit goldenen Sternen verziert.

Von besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die auf Florian Ritter Waldauf zu Waldenstein zurückgehende Reliquiensammlung. Florian Waldauf machte als Schreiber und Sekretär der Hofkanzlei Karriere am Hofe Erzherzog Sigmunds und nahm 1488 persönlich an der Befreiung des in Brügge inhaftierten Königs Maximilian teil, wofür er in den Adelsstand erhoben wurde. Nach der Abdankung Erzherzogs Sigmunds begleitete Waldauf König Maximilian auf seinen Reisen und wurde zugleich mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut. Von seinen zahlreichen Reisen brachte Waldauf tausende Reliquien nach Hause.

1489 hatte er für die Errettung aus Seenot drei fromme Stiftungen gelobt, darunter die Übertragung seiner „Heiltumsammlung“ nach Hall 1502, wo sie jährlich am dritten Sonntag nach Georgi dem Volk gezeigt wurde.
Insgesamt umfasste seine Sammlung 118 Reliquiare, darunter 49 Büsten, 27 Kopfreliquiare auf Kissen, 13 Armreliquiare, 16 sargartige Kästchen, 6 Tafeln, 3 Monstranzen, zwei Altärchen und eine große Kreuzreliquie. Mit der Reformation endete 1524 die Haller Heiltumschau, bevor die barocke Volksfrömmigkeit seit 1608 einen neuen Aufschwung brachte. Die Kopfreliquien werden noch heute hinter einer Glaswand an der Nordseite der Waldauf-Kapelle in der Haller Pfarrkirche verwahrt. Die Verehrung des Heiltums dokumentiert das menschliche Bedürfnis, reale Objekte von Heiligen zur Verehrung zu besitzen, weshalb der Besitz von Heiltümern zu einem wesentlichen Anliegen mittelalterlicher Klöster, Kirchen und weltlicher Herrscher wurde, die damit auch die Rechtmäßigkeit ihrer Regierung zum Ausdruck bringen wollten.