Bezirk: Lienz Bezirk: Innsbruck-Land Bezirk: Schwaz Bezirk: Imst Bezirk: Landeck Bezirk: Reutte Bezirk: Kitzbühel Bezirk: Kufstein Bezirk: Innsbruck

Nachtleuchter mit Löschhütchen (1836)

In einer Tiroler Sammlung hat sich ein kleiner Nachtleuchter auf einem Silbertablett erhalten. Er dokumentiert einen Aspekt unserer Alltagskultur, der vor dem allgemeinen Einsatz von Elektrizität und der Erfindung der Glühlampe durch Thomas Alva Edison (1879) in allen Haushalten besondere Bedeutung genoss: die Gewinnung von künstlichem Licht.

Bereits Jahrtausende vor der Entwicklung der heutigen Kerze befasste man sich mit der Frage, wie man Dunkelheit erhellen bzw. wie man den nutzbaren Tag verlängern könne. Am Ursprung der Verwendung künstlicher Lichtquellen standen Lagerfeuer, Fackeln und mit brennbaren Stoffen gefüllte Lampen, z.B. Öl- oder Tranlampen.

Kerzen – also längliche Objekte aus Wachs, in die Dochte oder leicht entflammbare Fäden eingezogen werden – dürften sich im Verlauf des 6. Jahrhunderts n.Chr. durchgesetzt haben. Die dazugehörigen Kerzenhalter durchliefen bis heute nicht nur auf formaler Ebene unterschiedliche Entwicklungsstufen, sondern auch in Bezug auf die Materialien, die zu ihrer Herstellung dienten.

Kerzenleuchter weisen seit Jahrhunderten eine gleich bleibende Grundform auf: Sie setzen sich aus Standfuß, Schaft, Kerzentülle (= ringförmige Kerzenhalterung) und Tropfenschale zusammen. Nur die Form und das Material zur Herstellung von Kerzenhaltern veränderten sich im Lauf der Epochen. Hölzerne und aus unedlen Metallen (Bronze, Messing, Schmiedeeisen) geformte Kerzenständer wurden von niederen Gesellschaftsschichten verwendet, wohingegen die aus Edelmetallen hergestellten vor allem bei der Aristokratie und in der Kirche Einzug hielten. In Bezug auf die Gattung (Standkerzenhalter, Wandkerzenhalter, Armleuchter, Kandelaber u.v.a.) und die Gestaltung von Kerzenleuchtern hat sich eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten herausgebildet, die von einfach-schlicht bis hin zu figurativen Ausführungen (z.B. Engeln) reicht.

Der aus einer Tiroler Sammlung erhaltene Nachtleuchter besitzt eine sachlich-klare Form und wurde lediglich dezent dekoriert. Er besteht aus getriebenem Silber und war Bestandteil einer so genannten Toilettengarnitur. In seiner handlichen Größe diente er dazu, einem den Weg ins Schlafgemach zu leuchten oder dieses zu erhellen. Die Befestigung der Kerzentülle auf einem Tablett diente dazu, beim Gehen oder einem eventuellen Schiefhalten der Kerze abrinnendes Wachs aufzufangen. Es handelte sich bei diesem Kerzenhalter also um ein Objekt, das vor allem praktisch sein musste, während seiner optischen Gestaltung geringerer Wert beigemessen wurde.

Aus der Punzierung des Kerzenhalters geht hervor, dass er 1836 in Wien von einem Meister produziert wurde, der mit „STM“ monogrammierte, also die Anfangsbuchstaben seines Namens am Werkstück hinterließ. Seine Länge beträgt 12 cm. Das Tablett steht auf klauenartigen Füßen und verfügt über abgeschrägte godronierte Ecken. In der Mitte des Tabletts wurde eine niedrige Kerzentülle aufgebracht, die ebenfalls leichte Godronierungen aufweist. Auf der Seite wurde ein in der Form einer Volute geformter Henkel angefügt, der an der Stelle des Absatzes zum Abstützen des Daumens mit einer flachen Palmette bzw. Muschel verziert wurde. Der Henkel übernimmt zugleich die Aufgabe eines Trägers für das spitz zulaufende Löschhütchen.