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Kapelle im Ötztal (1725)

Das Ötztal weist zahlenmäßig einen sehr großen Bestand an Kapellenbauten auf, die großteils sehr aufwändig gebaut und mit künstlerisch wertvollem Inventar ausgestattet sind. Viele davon sind der hl. Maria geweiht, wie auch jene, im Jahr 1725 erbaute Kapelle, die sich als stattlicher gemauerter Rechteckbau mit dreiseitigem Chorschluss, steilem Satteldach und Dachreiter auszeichnet. Die Fassaden sind durch rundbogige Wandöffnungen gegliedert. Der Innenraum der Kapelle weist ein Tonnengewölbe mit Stichkappen auf, dessen Grate stuckierte geschuppte Blattleisten und Puttenköpfe zieren.

Das Altarblatt wurde 1726 von Josef Anton Prenner aus Schwaben gemalt und stellt eine dichte Szene mit Mariahilf als Fürbitterin der Armen Seelen dar, flankiert von zahlreichen Heiligen. Das Antependium zeigt die Geburt Jesu. Die figurale Ausstattung stammt aus der Zeit um 1750, die Kreuzwegbilder sind 1740 entstanden.

In den Jahren 2001 und 2002 wurden Bau und Inventar der Kapelle dem historischen Originalzustand entsprechend restauriert.

Kapellen im ländlichen Raum

Die große Anzahl von Kapellen im ländlichen Raum steht in direktem Zusammenhang mit der starken Religiosität der bäuerlichen Bevölkerung. Als Hof-, Nachbarschafts- oder Fraktionskapellen sind Kapellen äußerlich sichtbares Zeichen bäuerlicher Frömmigkeit geworden. Weit mehr als andere Berufsgruppen war und ist der Bauer in seiner Arbeit von höherer Gewalt abhängig. Durch Jahrhunderte hindurch stand die Religion im Mittelpunkt des bäuerlichen Lebens und bestimmte den Lebens- und Jahreslauf, das Denken und Handeln. Aus der Lebhaftigkeit und Tiefe des religiösen Empfindens resultierte das starke Verlangen nach religiöser Betreuung. Die Anzahl der Pfarreien war im Verhältnis zur Ausdehnung des Landes gering und der Kirchweg häufig mit großem Zeitaufwand und mit Erschwernis verbunden. Daher ist verständlich, dass kleinere Häusergruppen abseits vom Sitz der Pfarre den Wunsch nach einer kleinen Kirche oder Kapelle äußerten.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Entstehung der Kapelle im Ötztal zu sehen, über die eine Chronik aus dem Jahr 1815 vermerkt: „…diese Capell sambt Altärl und Glöggl ist aus beytrag der ganzen gemaind von Maurermaister Fulgenz anno 1725 erbauet worden. Der heilige Creuzweg aber wurde aus gemainer samblung anno 1740 errichtet und eingesetzt.“

Die Kapelle ist auch heute noch im Brauchtum des Kirchenjahres verankert und wird von einem/r Mesner/in betreut. Es werden Maiandachten, Oktober-, Seelen- und Sonntagsrosenkränze abgehalten und auch bei Todesfällen im Dorf wird dort gebetet.