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Vogelvolieren im Park der Villa Blanka in Innsbruck (1937)

Vor allem im Frühling genießen viele Innsbrucker einen Ausflug zur unterhalb von Weiherburg und Alpenzoo gelegenen Villa Blanka, wo sich – umgeben von einem öffentlichen Park – eine bekannte Hotelfachschule befindet, die hier ein Café-Restaurant mit einer Aussichtsterrasse betreibt.

Wie alle Grünanlagen, so ist auch der zur Villa Blanka gehörige Park ein Vogelparadies. Doch neben den Stimmen einheimischer Vögel sind hier auch die schrillen Rufe allerlei exotischen Federviehs zu hören. Diese stammen von einer bunten Schar Papageien, die seit wenigen Jahren die Vogelvolieren (= große Vogelkäfige, die den Freiflug ermöglichen) der Villa Blanka bevölkern. Die Gehege wurden 1937 nach Plänen von Architekt Siegfried Thurner auf einer natürlichen, nach Süden orientierten Geländekante errichtet und beherbergten ursprünglich Vogelarten aus dem Alpenraum. Zur Zeit ihrer Realisierung war beabsichtigt, hier die Lebensräume einheimischer Vogelarten zu präsentieren, weshalb die Tiroler Vogelwarte (Verein zum Schutz und zur Überwachung des Wildvogelbestandes) drei Volieren in Auftrag gab, die als „Niederungszone“, „Mittelgebirge“ und „Hochgebirge“ eingerichtet und mit entsprechendem Vogelbesatz ausgestattet wurden.

Es kam nicht von ungefähr, dass sich die Tiroler Vogelwarte gerade in diesem Stadtteil Innsbrucks um einen Standort für ihre Gehege umsah: Schon in der Zeit Erzherzog Ferdinands II. (1529-1595) befand sich oberhalb der Weiherburg ein Tiergarten – damals allerdings als eingegrenzter Bereich zu verstehen, der vor allem zu Jagdzwecken und für die Aufzucht von Rotwild genützt wurde. Auch der Name „Weiherburg“ entstand vor einem ähnlichen Hintergrund. Der Ansitz verdankt nämlich seinen Namen einem Fischweiher, der noch im 19. Jahrhundert existiert haben soll. 1962 wurde anstelle von Tiergarten und Fischteich der weit über die Landesgrenzen bekannte „Alpenzoo“ eröffnet.

Es lässt sich also festhalten, dass die Umgebung von Weiherburg und Villa Blanka bezüglich der Haltung von Wildtieren schon Tradition hatte, als hier 1937 Vogelvolieren entstanden. Der Realisierung der Außenstelle der Tiroler Vogelwarte ging voraus, dass die Stadt Innsbruck 1936 das Grundstück der Villa Blanka mit einem dort befindlichen Vorgängerbau erworben hatte und den Park mit den bereits bestehenden Wegen zwischen Innsteg und Hungerburg bzw. mit denen zum weiter unterhalb liegenden Schloss Büchsenhausen verbinden wollte. Während das Innsbrucker Stadtbauamt unter der Federführung des Architekten Theodor Prachensky (1888-1970) mit Umbauplänen für die Villa Blanka und der Vereinheitlichung des Wegenetzes durch die Parks betraut war, erhielt Architekt Siegfried Thurner den Auftrag für die Vogelvolieren.

Siegfried Thurner gehört zu den Tiroler Architektenpersönlichkeiten der Zwischenkriegszeit, deren Gesamtwerk bisher noch nicht erfasst wurde, obwohl er so prominente Bauvorhaben wie die Theresienkirche auf der Hungerburg (1932) realisierte. Er gilt als Baukünstler, der sich auf maßvolle Weise mit der klassischen Moderne auseinandersetzte, wobei die Vogelvolieren bei der Villa Blanka zu seinen besten architektonischen Leistungen zählen. Der lang gestreckte Bau gliedert sich in drei Außenvolieren (Freivolieren) und zwei Innenvolieren, die an ihrer Rückseite direkt in den Hang hineingebaut wurden. Vom Park führen gemauerte Stiegen zu den nach Süden orientierten Schauseiten der Gehege. Die Außenvolieren verfügen über Sockel mit Stehbänken, um Kindern einen besseren Einblick in die Volieren zu ermöglichen. Ursprünglich wurden die Innenvolieren mit einer rechteckigen Öffnung für die Eingangstüre und einer runden – quasi als „Guckloch“ für das Federvieh – ausgestattet. Kreisrunde Fensterformen waren zwar in der klassischen Moderne generell beliebt, hier wurden sie aber eingesetzt, um einen formalen Bezug zu den oben abgerundeten Gittern der Außengehege herzustellen. Die rhythmische Anordnung von offenen und geschlossenen Flächen, die gut proportionierten Volumen und nicht zuletzt ihre harmonische Einbindung in die Gesamtanlage des Parks sind dafür ausschlaggebend, dass die Volieren seit über 70 Jahren in Verwendung stehen und sich nach wie vor eines ungebrochenen Publikumszuspruchs erfreuen.