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Tourismusprospekte für Tirol – Kunst des Werbens von Arthur Zelger  (ab 1950)

Kaum jemand hat das äußere Erscheinungsbild des Tourismuslandes Tirol mehr beeinflusst als der Werbegrafiker Arthur Zelger. U.a. waren es seine Bildbotschaften, die dem bedeutenden Wirtschaftszweig in der Ära nach dem Zweiten Weltkrieg zu seinem enormen Aufschwung verholfen haben. 1964 und 1976 war er auch an der grafischen Gestaltung der Werbemittel für die Olympischen Winterspiele maßgeblich beteiligt. Arthur Zelgers schöpferische Ideen zeichneten sich durch großes Einfühlungsvermögen und beträchtliches handwerkliches Können aus. Er war es auch, der in seine Entwürfe erstmals neue Gestaltungsmittel wie Fotografien aufnahm und sie zusammen mit graphischen Elementen zu Collagen verarbeitete.
Aus heutiger Warte würde man Arthur Zelgers Tourismusplakate und -prospekte gerne als „Trendsetter“ bezeichnen. Doch es ist die enorme Nachhaltigkeit, die sein Gesamtwerk auszeichnet. Wenngleich manche seiner Plakate seit Jahrzehnten nicht mehr in Verwendung stehen, sind sie in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt und die zeitlos-modernen Bildsignale gehören nach wie vor zu den beliebtesten Werbebotschaften des Landes.

Arthur Zelger wurde 1914 in Innsbruck geboren. Seine Familie stammte aus dem Osttiroler Lesachtal. In Bezug auf seinen Werdegang gab Zelger einmal an, dass er seinen großen Vorbildern Lois Welzenbacher und Franz Baumann nacheifern und eigentlich Architektur studieren wollte. Später entschied er sich aber, an der Akademie für angewandte Kunst in Wien das Fach Gebrauchsgrafik zu belegen. U.a. besuchte er dort Vorlesungen des international richtungweisenden Grafikers Joseph Binder (1898-1972), in dessen Atelier er nach seinem Studienabschluss arbeitete. Doch dieser erste berufliche Erfolg währte nur kurz, denn das Atelier Binder wurde nach wenigen Monaten von Zelgers Anwesenheit 1938 im Zusammenhang mit den sich abzeichnenden politischen Veränderungen aufgelöst. Binder arbeitete fortan in den USA, sein Einfluss auf die Grafiken Zelgers blieb aber ungebrochen.

Schon 1938 wurde Arthur Zelger zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, es folgten Krieg und Kriegsgefangenschaft. Als Zelger 1945 nach Innsbruck zurückkehrte, war in Tirol der Beruf des Werbegrafikers noch relativ unbekannt. Wohl waren im Land künstlerisch bemerkenswerte Plakate geschaffen worden, doch diese stammten von Kunstmalern wie Alfons Walde oder Wilhelm Nikolaus Prachensky. Nach der Auffassung Zelgers fehlte diesen Entwürfen aber ein wesentliches Merkmal modernen Werbedesigns: die gestalterische Einheit von Bild und Schrift.
Von 1946 bis 1979 unterrichtete Zelger an der HTL (Höhere Technische Lehranstalt) in Innsbruck in der Abteilung „Angewandte Malerei“ Entwurf und ornamentale Schrift. Zu seinen ersten Aufträgen als freischaffender Grafiker gehörte der Entwurf des Umschlags für das „Jahrbuch und Einwohnerverzeichnis der Landeshauptstadt Innsbruck 1947“, den er von der Tiroler Verkehrswerbung erhalten hatte. Dieser Entwurf kam so gut an, dass Zelger in der Folge viele Plakate und Prospekte für den Tourismus entwarf. Die Tiroler Tourismuspioniere hielten Zelgers Vorschläge zwar manchmal für zu modern, doch am Ende setzte er sich mit seinem einfachen klaren Stil durch. Denn schließlich war es Zelgers konsequente Reduktion auf klare Aussagen, die Vermittlung von Werbebotschaften durch knappe, kraftvolle Bilder und eine sorgfältige Schriftgestaltung, die die Tiroler Tourismuswerbung bald zu einem internationalen Begriff machten.
In diesem Zusammenhang dürfen zwei weitere Aspekte im grafischen Werk Arthur Zelgers nicht unerwähnt bleiben: Das Thema Humor und die zahlreichen von ihm entworfenen Logos. Zu seinen humorvollsten Entwürfen zählt das Alpenzoo-Plakat, bei dem er das Augenpaar eines Luchses aus den zwei „OOs“ des Wortes Zoo wie durch eine Brille blicken lässt. In der Sparte der graphisch gestalteten Schriftzüge wurde er mit seinem zwar nachträglich veränderten, aber in seinen Grundzügen bis heute in Verwendung stehenden Entwurf für das Tirol-Logo besonders bekannt.
Bald betrachteten viele Tourismusorte eine Werbung mit Zelger-Prospekten und -Plakaten geradezu als Prestigeangelegenheit. Zelgers Grafiken dokumentieren aber auch, dass perfekt geformte Buchstaben noch lange kein gutes Schriftbild garantieren. Vielmehr erachtete er die Beziehung der Buchstaben untereinander als bedeutend, weshalb er „Tirol“ nicht nur aus Gründen der Internationalität zeitweise mit „Y“ schrieb. Die Schreibweise „Tyrol“ hatte auf seinen Entwürfen also mehr ästhetische Funktion als praktischen Nutzen zu erfüllen.
Bereits unmittelbar nach Kriegsende entwarf Zelger Motive für den Tourismus, in denen er Fotografien von Gebirgszügen verarbeitete. Damit war er einer der ersten Grafiker, die Malerei, Fotografie und Schrift zu Bildkollagen für Werbezwecke zusammenführten. Arthur Zelger: „Erst, wenn der Betrachter vom Zusammenspiel der Formen und Farben beeindruckt ist, wird er für die Botschaft des Plakates empfänglich sein. Ich möchte nicht verschweigen, dass mich der Beruf des Gebrauchsgrafikers auch heute noch fasziniert, weil ich das Erfolgsgefühl eines Topmanagers und die Glückseligkeit eines Hobbymalers gleichzeitig erleben kann.“