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Talsperre Altfinstermünz – ehemalige landesfürstliche Zoll- und Grenzburg  (ab  1470)

Die beste Sicht auf die Gesamtanlage der ehemaligen landesfürstlichen Grenz- und Zollburg Altfinstermünz hat man von oben. Zu den imposanten Bauteilen in der schluchtartigen Talenge zählen die Innbrücke mit ihrem im Wasser stehenden Brückenturm, der an einen Felsen gelehnte Batterieturm „Sigmundseck“, der „Klausenturm“ und die Maria-Himmelfahrts-Kapelle.

Die Talenge von Altfinstermünz passierten schon in römischer Zeit Fuhrleute und Reisende, die entweder auf der Via Claudia Augusta zwischen Oberitalien und dem Augsburger Raum unterwegs waren oder ins Schweizerische Engadin gelangen wollten. Zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert dürfte hier eine Höhlenburg errichtet worden sein, von der allerdings keine Reste erhalten sind. Diese diente vorwiegend zur Sicherung der Schweizer Grenze. Die ältesten heute noch erhaltenen Bauteile gehen auf Erzherzog Sigmund den „Münzreichen“ (1427-1496) und Kaiser Maximilian I. (1459-1519) zurück, die die Festung zu einer Grenzburg bzw. ertragreichen Zollstätte ausbauen ließen. Denn bevor der Brennerübergang seinen Stellenwert als Hauptverkehrsweg zwischen Norden und Süden erlangte, war die Talsperre bei Nauders von hohem strategischem Wert für die Tiroler Landesherren.

Obwohl die militärische Bedeutung von Altfinstermünz schon viel früher erkannt worden war, gibt das heutige Erscheinungsbild der Anlage die Festungsbauweise der Epoche Erzherzog Sigmunds und Kaiser Maximilians I. wieder. Die Talsperre verlor erst 1779 aufgrund einer Zollreform an Bedeutung. Damals wurde der Klausenturm an den hier tätigen Zöllner verkauft und dieser eröffnete eine Gastwirtschaft mit Bierbrauerei. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die alte enge Straße dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen und so wurde 1854 eine Verlegung der Strecke realisiert. Nach wie vor befindet sich der Klausenturm in privater Hand, die übrigen Baukörper sind hingegen Staatsbesitz.

Die Festung bildet auch heute noch ein sehenswertes Denkmalensemble in wildromantischer Lage. Ihr Herzstück und zugleich der älteste Bauteil sind die Brücke über den Inn und der Brückenturm. Alten Ansichten zufolge war die Brücke teilweise gedeckt, teilweise nur als einfacher – möglicherweise nach Art einer Zugbrücke hochklappbarer – Steg ausgeführt. Im Zentrum der Konstruktion steht der 17 Meter hohe Turm. Untersuchungen seines Baualters ergaben, dass einzelne Bereiche des hoch aufragenden Baukörpers aus der späten Romanik stammen, z.B. die abwechselnd übergreifenden, behauenen Eckquader. Auf Brückenniveau verfügt er über eine gewölbte Durchfahrt, im ersten Stock war ein Wachzimmer eingerichtet und in den Geschossen darüber befanden sich Wehreinrichtungen. An der Außenseite des Turmes waren hölzerne Wehrgänge angelegt, Schießscharten und Pechnasen waren die wichtigsten Verteidigungseinrichtungen.

Ein weiterer interessanter Teil der Talsperre ist Sigmundseck (ca. 1470), weil dieser Bau nur über einen hölzernen Wehrgang oder eine unterirdische Verbindung mit einer künstlich erweiterten Höhle erreichbar war. Lediglich das Erdgeschoss war für den Verteidigungsfall mit Geschützlöchern für Kanonen ausgestattet. Der obere Bereich diente Wohnzwecken und wurde sogar eingewölbt.

Während die genannten Bauten auf Erzherzog Sigmund zurückgehen, stammt der Tor- oder Klausenturm aus maximilianischer Zeit (erbaut 1502 bis 1537). Ursprünglich lag dieser Turm neben einem nicht mehr erhaltenen Zollhaus. Alte Ansichten zeigen überdies, dass in früheren Zeiten eine Mauer von der Brücke über den Inn und das Zollhaus bis zum Turm gezogen war, die dann in eine mit Schießscharten ausgestattete Sperrmauer Richtung Osten überging. Der fünf Ebenen umfassende Klausenturm verfügt über eine südliche und eine nördliche Durchfahrt. Das Innere des Turmes wurde ab 1537 in Etappen ausgebaut und in diesem Zusammenhang wurden 1584 bzw. 1731 im ersten Stock drei Stuben getäfelt und mit „>Kassettendecken ausgestattet. Zu den Befestigungseinrichtungen in den weiteren Geschossen zählten Pechnasen, Schlüsselscharten, Zinnen sowie eine unter dem Dach angebrachte Wehrplatte mit Schießscharten. An den Ecken des Gebäudes sind noch Reste der ursprünglichen Fassadenbemalung zu erkennen. Die südliche Tordurchfahrt war zusätzlich mit drei Wappen dekoriert (Tiroler Adler, Bindenschild, Doppeladler). Weitere, aus dem 16. Jahrhundert stammende Anbauten mussten aufgrund ihrer Baufälligkeit abgetragen werden.

Etwas abseits der wehrhaften Anlage wurde eine kleine Kapelle errichtet, deren Weihe 1605 erfolgte. Der dreijochige Bau verfügt über ein Kreuzgratgewölbe und schließt mit einer Rundapsis ab. Seinen oberen Abschluss bildet ein hölzernes Zeltdach, das mit einem wuchtigen, ebenfalls aus Holz bestehenden Dachreiter ausgestattet ist. An der östlichen Außenwand sowie in einer Nische über dem Spitzbogenportal an der Nordseite befinden sich Fresken, die aus der Zeit um 1800 stammen (Kreuzigung Christi, Maria mit Kind).

Informationen: www.altfinstermuenz.com