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Biomasse-Heizkraftwerk Fügen – Industriearchitektur und Veranstaltungsraum (2005)

Das Holzwerk Binder mit Stammsitz in Fügen im Zillertal gehört zu den größten Holzverarbeitungsbetrieben in Europa. Für die Produktion wird von Binder jährlich ein Volumen von 1,3 Millionen Festmetern Holz geschlagen. Zugleich veranschaulicht diese Zahl, dass hier auch viel Restholz- und Rindenmaterial anfällt, das in Form von Biomasse zur Erzeugung von Wärme und Energie eingesetzt werden kann. Nichts lag daher näher, als gleich auf dem Produktionsgelände einen Bau für die Pelletserzeugung und ein Biomasse-Heizkraftwerk zu realisieren.
Die Industrieanlage wurde in der Nachfolge auf einen Gestaltungswettbewerb verwirklicht, den der Innsbrucker Architekt Helmut Reitter für sich entscheiden konnte. Ein wichtiger Leitgedanke bei der Gestaltung des reinen Funktionsbaues war, dass die Produktionsstätte auch besichtigt werden kann. Das hatte wiederum zur Folge, dass parallel zum Biomasse-Heizkraftwerk und zur Pelletsproduktion auch ein Rundgang durch eine Art Firmenmuseum, eine Bar und Veranstaltungs- bzw. Seminarräume entstanden. Unter dem Titel „FeuerWerk“ initiiert die Firma Binder nun auch Kulturprogramme.

Schon vor der Errichtung des Biomasse-Heizkraftwerks in Fügen hatte die Firma Binder einen großen Bezug zur Architektur. Über viele Jahre hindurch begleitete der bekannte Tiroler Architekt und Universitätslehrer Josef Lackner (1931-2000) den Betrieb und entwarf für das Unternehmen mehrere Bauten in Jenbach und Fügen. Mit der neuen Industrieanlage setzte die Firma den Weg des anspruchsvollen Industriebaus fort und setzte damit auch ein wichtiges Zeichen in Richtung Umweltschutz. Die Verarbeitung der eigenen Holzabfälle zu Ökostrom, Pellets und Briketts wurde auch didaktisch aufbereitet und die Firma Binder profilierte sich zudem über Kulturveranstaltungen.

In seinem architektonischen Konzept legte Architekt Helmut Reitter wert darauf, dass die einzelnen Phasen des Produktionsablaufes im Heizkraftwerk auch äußerlich erkennbar sind. In der Folge unterteilte er den Bau in Funktionsgruppen: Von einem Schubboden transportiert ein schräges Förderband die Rinden zur Verbrennung in ein hoch aufragendes Kesselhaus aus rotem Stahl. Daneben befindet sich ein mit dunkler Farbe gestrichener Sichtbetonblock, der das Turbinenhaus enthält. Da Holzwerkstoffe zur Schalldämmung nicht geeignet sind, wurde dieser Bauteil als reines Betongehäuse konzipiert. Ein gläserner Trakt befindet sich in der Mitte des Baues. Er nimmt das Treppenhaus auf. Auf der Rückseite der Silos für die Späne wurde ein siebenstöckiger, mit Lärchenbrettern verschalter „Pellets-Turm“ errichtet. Auf ihm ruht waagerecht eine moderne Holzkonstruktion: die über allen Bauteilen schwebende „SichtBar“ mit ihrem Vorraum. In dieser hoch über dem Talboden liegenden „Holzbrücke“ wurden ein Seminarraum eingerichtet und in ihrem Außenbereich ein Dachgarten (Landschaftsarchitektur: Günther Vogt, Zürich) angelegt. Von hier aus kann man sich einen Überblick über die Ausmaße des Werksgeländes verschaffen oder den Ausblick nach Süden auf die Landschaft des Zillertals genießen.

Das Industrieareal entstand auf einer Grundfläche von 70 mal 70 Metern. An seiner Seite wurde ebenerdig noch ein weiterer, wichtiger Bauteil angeschlossen: Er enthält eine Empfangshalle mit Shop und dahinter einen Raum für Wechselausstellungen. In dieser Galerie werden in loser Abfolge vor allem den KünstlerInnen aus der Region Schwaz-Zillertal Möglichkeiten geboten, ihre Arbeiten zu präsentieren.