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Barocke Gewölbe- und Wandmalereien in der Stiftskirche St. Josef in Fiecht, Vomp (1744/1751)

Die Stiftskirche St. Josef der Benediktiner in Fiecht zählt zu den bedeutendsten der um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Kirchenbauten in Tirol. Auch für die Innenausstattung zeichnen bedeutende Künstler verantwortlich. Die Ausmalung des Kirchenraumes mit Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrones, des hl. Josef, übernahm der Augsburger Rokokomaler Matthäus Günther (1705-1788), die Stuckarbeiten stammen von Wessobrunner Meistern.

Matthäus Günther begann seine Arbeit 1743/44 über der Orgelempore, 1751 wurde das Langhausgewölbe ausgemalt (Anbetung der Hirten, Anbetung der Könige; Darstellung Christi im Tempel, Tod des hl. Josef) und 1755 entstanden die Wandfresken im Chor (Verlobung des hl. Josef mit Maria sowie die hl. Sippe, die Darstellung der Verwandten Jesu).

Das größte Bildfeld mit der „Anbetung der Hirten“ umfasst die zwei mittleren Joche des mit einer Stichkappentonne überwölbten Langhauses. Sie ist ein Musterbeispiel für die in Süddeutschland um die Mitte des 18. Jahrhunderts verbreitete illusionistische Deckenmalerei, bei der der reale Architekturraum in einen gemalten Scheinraum übergeht. Phantastische architektonische Aufbauten bilden die bühnenmäßige Szenerie für die figürliche Darstellung und gewähren Ausblicke in die freie Landschaft und den Himmel.

„Anbetung der Hirten“, Gewölbemalerei, Langhaus

Über einer Sockelzone befindet sich der beleuchtete Stall, in dem Maria und Josef das göttliche Kind präsentieren. Von beiden Seiten nahen die Hirten, beladen mit ihren Gaben. Durch die seitlichen, nach oben geöffneten Anbauten erkennt man rechts die „Verkündigung an die Hirten“, links die „Heiligen Drei Könige“, die ihr Fernrohr auf den Kometen am Himmel gerichtet haben. Dort thront Gottvater, vor ihm die Taube des Heiligen Geistes. In der Sockelzone erscheinen paarweise sechs Propheten mit den jeweiligen, sich auf die Ankunft des Messias beziehenden Textstellen des Alten Testamentes, links Michäas und Aggäus, in der Mitte David mit seiner Harfe und Salomon, sowie rechts Isaias und Jeremias.

„Anbetung der Könige“, Gewölbemalerei, Vierung

In der Bildmitte findet sich der erhellte Ruinenstall mit Maria, Josef und dem Jesuskind. Die rechts vor dem Stall niedergesunkenen Könige mit ihren prunkvollen, in langen Schleppen auslaufenden Gewändern und Turbanen illustrieren die Vorliebe der Zeit für die Orientmode. Nach rechts erscheint das Gefolge, auf der linken Seite lagern mehrere Gestalten, die dem Geschehen beiwohnen. Ein Bauerngehöft und Hirten auf dem Feld runden das Bild ab.

„Darbringung Jesu im Tempel“, Gewölbemalerei vor der Vierung

Laut jüdischem Brauch wird der erstgeborene Sohn im Tempel in Gottes Obhut übergeben und eine Opfergabe dargebracht. Der hl. Josef mit dem Jesuskind im Arm kniet vor dem Hohenpriester Simeon, links davon zwischen zwei Kerzenträgern steht die Prophetin Hanna, die beide das Kind als den kommenden Erlöser erkennen. Ganz außen weisen zwei Gestalten auf das göttliche Kind. Auf der rechten Seite vor zwei Engeln mit dem siebenarmigen Leuchter Maria, durch ihren Sternennimbus als Immakulata ausgewiesen und von einem die Randzone füllenden Elternpaar mit kleinem Kind überschnitten.

Darstellung der „Erdteile“, Gewölbemalerei in den Pendentifs (= Zwickelbilder)

Die personifizierten vier (damals bekannten) Erdteile (Europa, Amerika, Asien und Afrika) sind ein Hinweis, dass das von Christus ausgehende und den „Königen“ sichtbar gewordene Heil der ganzen Welt zukommen soll.