Mit Georg Angerer ist nachweislich seit 1904 in Schwaz ein Fotograf aktiv, der mit Produktion und Vertrieb von Ansichtspostkarten bekannt geworden ist. Er eröffnet Filialbetriebe unter anderem in Hopfgarten im Brixental, Eben am Achensee und Salzburg. Die Filiale in Kitzbühel führt ab dem Jahr 1933 sein Sohn Wilhelm Angerer (1904-1982), der 1932 im Geschäft in Salzburg (Fotohaus Baldur) tätig ist und zu dieser Zeit vor allem als künstlerischer Fotograf in Erscheinung tritt.
Die zahlreichen Ansichtspostkarten von Georg und Wilhelm Angerer entstehen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ist gerade jene Zeit, in der die Fotografie für die Herstellung von Postkarten bestimmend wird. Davor, bis etwa um 1900, ist die fotografische Technik für eine notwendige massenhafte Vervielfältigung zunächst nicht geeignet, um am aufblühenden Markt für Postkarten konkurrenzfähig zu sein.
Vater und Sohn Angerer wenden für ihre Produktion das so genannte „Bromsilber-Verfahren“ an. Dabei handelt es sich um industriell hergestelltes Fotomaterial, bei dem in der lichtempfindlichen Schicht des Fotopapiers Bromsilber verwandelt wird. Der große Vorteil liegt in der sehr kurzen Belichtungszeit, die eine Herstellung von Postkarten mit Schwarzweiß-Fotografien im hauseigenen Labor wirtschaftlich und rentabel macht.
Das Bromsilber-Verfahren wird sehr schnell beliebt und die Vorteile liegen auf der Hand. Die Fotografen können auf diese Weise mit geringem Aufwand selber Postkarten in größeren Mengen herstellen. Die Aufträge müssen nicht außer Haus gegeben werden und die Fotografen fertigen und vertreiben nun ihre eigenen Serien. Außerdem handelt es sich bei den Bromsilberkarten um echte Fotografien. Auf diesen Umstand weisen die Fotografen oft auch mit Zertifikat auf der Rückseite der Postkarte hin und unterscheiden sich so bewusst von den drucktechnisch hergestellten Konkurrenzprodukten.
Mit der Einführung der Postkarte beginnt die Erfolgsgeschichte eines Mediums, das eine neue Form der Kommunikation mit sich bringt. Erfinder der Postkarte ist der gebürtige Kärntner Emanuel Herrmann (1839-1902), Jurist und Nationalökonom. In einem Zeitungsartikel macht er 1869 den Vorschlag, im Postverkehr offene Karten in Briefformat einzuführen. Seine Überlegungen gehen davon aus, dass der Großteil der Briefsendungen nur einfache Benachrichtigungen enthalten, die dem Inhalt nach keinen Umschlag benötigen. Die Idee stößt auf Interesse bei der Postverwaltung, die noch im gleichen Jahr die Erfindung unter der Bezeichnung „Korrespondenzkarte“ erstmals ausgibt. Starke Impulse zur Verbreitung leistet der deutsch-französische Krieg von 1870/1871, in dem Soldaten erstmals kostenfrei kurze Botschaften verschicken dürfen.
Zu Beginn noch ohne Abbildungen, entsteht bald das Bedürfnis, die Postkarten zu illustrieren. Es wird immer beliebter, Ansichtskarten mit Motiven von Ausflugs- oder Urlaubszielen – mit Grußworten auf der Rückseite – an Verwandte und Freunde nach Hause zu schicken. Zahlreiche Verlage bedienen diese große Nachfrage und verlegen Postkarten nach Vorlagen bedeutender Fotografen. Es entstehen in erster Linie die bekannten Ansichtskarten mit schönen Landschafts-Stimmungsbildern. Aber auch Blumen, Tiere, Architektur und Menschen werden auf Ansichtskarten gekonnt montiert, retuschiert, vergrößert, koloriert oder nach Bedarf ein- und ausgeblendet.
Die Produktion von Ansichtspostkarten hat sich am Markt so stark behaupten können, dass auch die seit Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitete Privatfotografie zu keiner Konkurrenz wurde. Denn kaum einem Amateurfotografen ist es letztlich möglich, die Motive ohne störende Details so wiederzugeben, wie man sie als Postkartenidyllen kennt. Ein weiterer Faktor ist die Farbigkeit der Ansichten, die für Hobbyfotografen bis in die 1960er-Jahre in der Regel unerschwinglich blieb. Obwohl oft als kitschig interpretiert, sind Ansichtskarten nach wie vor beliebt, sei es als Vermittler von Sehnsucht, als Träger von Erinnerung oder als Sammelobjekt.