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Sägemühle in Innervillgraten, Wegelatesäge – ein technisches Denkmal (1883)

Die „Wegelatesäge“ wurde 1883 auf dem Gemeindegebiet von Innervillgraten am Eingang des Arntales errichtet. Nach Zerstörung durch eine Lawine wurde die Sägemühle 1951 wiederaufgebaut und war bis 1968 in Betrieb. Seit der Renovierung im Jahre 1993 ist das Objekt funktionstüchtig wiederhergestellt und wurde für die vorbildhafte Instandsetzung eines technischen Denkmales 1999 mit dem Europa-Nostra-Preis ausgezeichnet.

Die Wasserzufuhr vom nahe gelegenen Stallerbach erfolgt über ein Holzkastengerinne, Venezianersäge und Kreissäge werden jeweils mit einem schnell laufenden Staberrad, die Kappsäge mit einem oberschlächtigen Wasserrad angetrieben.

Das Venezianergatter im Sägeboden besteht aus der einblattigen, in einen massiven Holzrahmen eingespannten Säge und dem auf Holzwalzen gelagerten Schlitten, auf dem die Baumstämme mit Keilen fixiert werden.

Mechanische Einrichtung und Funktionsweise

Die Wegelatesäge ist eines der letzten erhaltenen Beispiele bäuerlicher Sägemühlen mit Wasserkraftantrieb in Tirol. Die mechanische Anlage ist zur Gänze aus Holz errichtet, wesentliche Bestandteile sind das Gatter, die Antriebsvorrichtung und der Vorschubmechanismus. Das Gatter ist ein fester, rechteckiger Rahmen, der sich in genauen Führungen vertikal auf- und abbewegt und in welchem das Sägeblatt eingespannt ist. Der Antrieb des Gatters erfolgt über eine Pleuelstange, die am Wellbaum des Wasserrades mit einer Kurbel exzentrisch montiert ist. Die für den Schnittvorgang nötige hohe Umdrehungszahl wird durch ein sehr schnell laufendes, unterschlächtiges Rad mit geringem Durchmesser erreicht. Der Stamm liegt auf einem mit Rollen oder Rädern versehenen Wagen, der vom Gatter aus durch ein besonderes Hebelwerk ruckweise vorwärts bewegt wird. Dabei ist wichtig, dass die Zuschiebung des Holzes beim Aufgang des Gatters und der Schnittvorgang beim Niedergang so exakt wie möglich aufeinander abgestimmt sind. Durch die Beschränkung auf ein Sägeblatt kann pro Arbeitsgang nur ein Brett geschnitten werden. Wenn der Blockwagen in seiner ganzen Länge durch den Gatterrahmen geschoben ist, muss er wieder in die Ausgangsposition zurückgeschoben, der Stamm um die Brettbreite verrückt und in der neuen Lage mit Keilen eingespannt werden.

Im Allgemeinen war kein Gatter dieser Bauart wirklich exakt gesteuert und der Vorschub funktionierte nicht sehr genau. Die Technik des Venezianergatters blieb bis in das 19. Jahrhundert weitgehend unverändert, ließ aber auf Dauer keine allzu große Schnittleistung zu. Der Holzverlust war relativ hoch und eine ganzjährige Produktion wegen schwankender Wasserführung kaum möglich. Diese Gründe und auch allgemeine Veränderungen in der Landwirtschaft führten dazu, dass zahlreiche bäuerliche Sägewerke aufgelassen wurden. Um 1960 wurden in Tirol noch 140 Venezianergatter gezählt, 1970 waren nur noch fünf Anlagen mit einem Venezianergatter ausgerüstet.