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Jagd und Turnier – Freizeitvergnügungen des Adels auf Wandmalereien in der Burg Friedberg bei Volders (um 1510)

Der Rittersaal der Burg Friedberg oberhalb von Volders beherbergt ein bemerkenswertes Beispiel maximilianischer (Kaiser Maximilian I., 1459-1519) Wandmalerei. Das Fresko ist deshalb sehenswert, weil es sich um eine für ihre Entstehungszeit (um 1510) noch sehr seltene Landschaftsdarstellung handelt. Hinter einem geflochtenen Zaun, der in Originalgröße wiedergegeben wurde, drapierte der Maler illusionistische Felsen, Gebirgszüge und Seen, in die er szenische Abbildungen einfügte: noble Damen und Herren reiten zur Jagd aus, eine andere Gesellschaft widmet sich einem Turnier. Als Besonderheit gilt die Wiedergabe der Belagerung der Burganlage im Jahr 1410.

Zur Zeit der Entstehung der Fresken befand sich die Burg Friedberg im Besitz der Fieger, die zu den ältesten Geschlechtern Nordtirols gehören. Von 1490 bis 1802 nannte sich der hier ansässige Zweig der Familie „Fieger von Friedberg“. Ursprünglich stammten die Fieger aus Fügen im Zillertal, sie gelangten aber in Hall in Tirol als Grundherren- und Gewerkenfamilie zu Macht und Reichtum. 1491 erwarben sie Friedberg und ließen u.a. den Rittersaal des Erdgeschosses mit seinem Freskenschmuck ausstatten. Die später übermalten Wandmalereien wurden erst 1966/1967 wiederentdeckt.

Die Landschaftsmalerei ist ein besonderes Genre in der bildenden Kunst. Ihre Entwicklung setzt mit der zunehmenden Anwendung der Zentralperspektive in der Malerei der italienischen Renaissance ein. Vorerst war es den Künstlern aber kein Anliegen, Ausschnitte aus realen Landschaften wiederzugeben, sondern sie gestalteten Ideallandschaften. Das entsprach der Geisteshaltung der Renaissance insofern, als die Künstler Landschaften mit dem Wunsch in Einklang zu bringen suchten, ihnen im Sinne literarischer Vorbilder ein heroisches und idyllisches, aber nur selten reales Aussehen zu geben. Mit Albrecht Dürer (1471-1528 Nürnberg) erscheint die wirklichkeitsgetreue Landschaftsmalerei erstmals in Tirol. Auf seiner Reise nach Italien 1494/1495 entstanden Aquarelle, auf denen er u.a. topografisch genau das spätmittelalterliche Innsbruck (heute: Graphische Sammlung Albertina, Wien) festhielt.

Der Idealismus, der den Friedberger Landschaftsabbildungen innewohnt, ist wohl auf den Umstand zurückzuführen, dass sie zur Dekoration eines Festsaales in Auftrag gegeben wurden. Sie dienten also dem Zweck, ein Festmahl optisch abzurunden.

Mit den Fresken wird immer wieder der Name des Künstlers Jörg Kölderer (Inzing ca. 1465-1540 Innsbruck) in Verbindung gebracht, der ab 1501 als Hofmaler Kaiser Maximilians I. (Wiener Neustadt 1459-1519 Wels) u.a. Vorlagen für Jagd- und Fischereiszenen schuf. Dass er auch der Maler der Friedberger Fresken war, konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden. Dennoch entsprechen diese Malereien ganz dem Lebensgefühl des Kaisers, der sich gerne im Turniersport mit Gegnern aus allen Gesellschaftsschichten maß oder bei seinen Aufenthalten in Tirol auf Jagd ging.

Die um 1510 zu datierenden Friedberger Fresken stellen besonders qualitätvolle Beispiele profaner Wandmalereien dar: In einer weiten, von Felsen, Bäumen, Buschgruppen und Zaunreihen belebten Landschaft sind neben Gemsen- und Hirschjagden auch eine Falkenbeize und eine Turnierszene festgehalten. Leider präsentiert sich die „Belagerung von Friedberg des Jahres 1410“ in stark beschädigtem Zustand. Der in Originalgröße wiedergegebene geflochtene Zaun im Vordergrund verschafft den BetrachterInnen die Illusion, in eine tiefe, am Horizont in bläulichen Farbtönen verblassende Landschaft hinauszusehen. Die Malereien weisen viel Poesie auf, darüber hinaus ist an vielen Details das Anliegen zu erkennen, den idealen Landschaftsbildern eine Tiroler Note zu verleihen.

Da die Malereien so vielfältige Verbindungen zu den Jagd- und Fischereibüchern (1500 bzw. 1504) Maximilians von Jörg Kölderer aufweisen, muss der Autor der Friedberger Fresken im Umkreis der Innsbrucker Hofkünstler gesucht werden.