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Fotomontagen zum Österreichischen Schilehrplan – Bewegungslehre mit Reihenbildern (1956, 1971)

Der Fotograf Stefan Kruckenhauser (1905-1988) widmet sich als Leiter des Bundessportheims in St. Christoph am Arlberg von 1946 bis zu seiner Pensionierung 1972 intensiv dem Thema Schilauf in Theorie und Praxis. Sein fotografisches Können setzt er für die Fächer Bewegungs- und Unterrichtslehre gekonnt ein. Eine Grundkonstante seines Anschauungsunterrichts sind Dia- und Filmvorführungen. Dazu demonstrieren die besten Skilehrer ihr Können für die Bewegungs- und Filmaufnahmen.

Kruckenhausers Engagement für die Schitechnik ist eng mit der Erstellung des neuen Österreichischen Schilehrplanes für den freiberuflichen und schulischen Schiunterricht verbunden, der in der ersten Auflage 1956 erscheint und zu einem weltweit großen Verkaufserfolg wird. Mit 120.000 verkauften Exemplaren und zahlreichen Übersetzungen wird der Schilehrplan jahrelang unverändert gedruckt, erst 1971 erscheint eine gekürzte und überarbeitete Neufassung.

Der internationale Erfolg liegt zum Teil im Layout des Buches begründet. In der Illustration setzt Kruckenhauser Fotomontagen als innovative Elemente seiner Fotografie gezielt ein und erarbeitet eine für seine Zeit sehr moderne Buchgestaltung.

Grundlage zum Österreichischen Schilehrplan war das Studium von Bewegungsabläufen. Kruckenhauser setzte dafür schon vor dem Zweiten Weltkrieg immer wieder das Medium Fotografie ein. Für das Schilehrbuch wollte er perfekte Illustrationen verwenden, die seine neu entwickelte Bewegungslehre im Schilauf („Rotationstechnik“) am besten veranschaulichen konnte. Dafür übernahm er eine Idee des Bergfilmpioniers, Regisseurs und Kameramannes Arnold Fanck (1889-1974), dessen Filmschaffen Kruckenhauser stark beeinflusst hat. Die von Fanck im Buch „Das Wunder des Schneeschuhs“ (1922) erstmals präsentierte Idee bestand darin, einzelne Aufnahmen von Filmkadern einer 35-mm Filmkamera als Foto zu vergrößern.

Kruckenhauser entwickelte diese Innovation, in systematisierter Form Bewegungsabläufe des Schilaufs zu vermitteln, konsequent weiter. Um die einzelnen Phasenbilder in guter fotografischer Qualität zu erhalten, ließ er sich eine Filmkamera umbauen. Die Einzelaufnahmen wurden dann aneinandergeklebt und ergaben den gewünschten Bewegungsablauf. Diese Bildfolgen sind aber nicht linear aneinander gereiht, sondern passen sich durch die Montage dem Bewegungsablauf und der Geländeform an. Dabei ergeben sich Überlappungen der Figur in der Bewegung. Durch exaktes Ausschneiden und übereinander Kleben der Fotos entsteht der Eindruck der fließenden Bewegung. Diese Fotomontagen vermitteln den Eindruck eines komplexen, sehr filigranen Gefüges, das den gewohnten Charakter einer Fotografie als starre Momentaufnahme auflöst. Die Verdichtung der Bildinformation liefert das von Kruckenhauser angestrebte Ziel, nämlich die genaue Darstellung der Technik des Schilaufs. Es gelingt, die Bewegung im Zeitablauf zu erhalten und die unterschiedlichen Stadien einer Bewegung gleichberechtigt neben- und übereinander zu legen.

Wichtige Voraussetzung für Filmmaterial, das sich zur Gestaltung von Reihenbildern eignete, war nicht zuletzt die richtige Wahl der Kameraposition. Kruckenhauser bevorzugte als Standort für seine Filmaufnahmen den Gegenhang zu jener Schipiste, auf der die Schilehrer ihre Schwünge demonstrierten. Unter Verwendung von Teleobjektiven konnte er mit der Kamera den langen Bewegungsabläufen folgen, ohne dass sich die Perspektive und die Größe des Läufers änderten. Oft steigerte er die Sicht auf die Demonstratoren, indem er aus der Vogelperspektive von Seilbahnkabinen oder Strommasten filmte, um damit in erster Linie die Schiführung sichtbar zu machen.

Damit sich Figur und die zur Darstellung der Schitechnik wichtige Körperhaltung der Demonstratoren vom Schneehintergrund genügend abheben, wandte Kruckenhauser einen weiteren Kunstgriff an: „Ein im Treppenschritt getretener Hang schafft einen gleichmäßig ruhigen Hintergrund, bricht das harte Weiß des Schnees, mildert den Kontrast zwischen Hell und Dunkel – überfordert also nicht den Film.“