Im späten 16. Jahrhundert entstanden, war die Halskrause zuerst ein ausschließlich den adeligen Damen vorbehaltenes Accessoire und kam erst allmählich auch bei männlichen Aristokraten in Mode. Es dauerte aber nicht lange, bis sich diese Kleidersitte auf internationaler Ebene ausbreitete und sich quasi auf „alle Herrschaften von Stand“ übertrug. Bei manchen Würdenträgern stehen Halskrausen sogar heute noch in Funktion, z.B. bilden sie bei gewissen lutherischen Gemeinden einen Teil des Talars der PastorInnen.
In einer Kunstsammlung bei Kufstein haben sich zwei Porträts aus der Zeit um 1630 erhalten, auf denen die Dargestellten Halskrausen von bemerkenswertem Umfang und kunstvoller Machart tragen. Bei den Porträtierten handelt es sich um niemand Geringeren als Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) und seine zweite Gattin Eleonora Gonzaga (1598-1655), die 1622 in Innsbruck vermählt wurden.
Wie auf den Gemälden zu sehen, ist Eleonoras Krause prunkvoller als die Ferdinands. Das ist darauf zurückzuführen, dass diese Kragenform zuerst von der privilegierten Damenwelt mit dem Ziel für sich „erobert“ wurde, durch die bald auch mit feinen Spitzen verzierten Krausen ihren sozialen Status eindrucksvoll zur Schau zu stellen.
Persönlichkeiten, die sich mit besonders großen Halskrausen bekleideten, gingen meistens keinem Beruf im engen Sinn nach und übten keine größeren körperlichen Aktivitäten aus. In den meisten Fällen gehörten sie der Aristokratie oder dem Großbürgertum an und besaßen Macht und ausreichende finanzielle Mittel für ein angenehmes Leben. Dennoch fragen sich viele Betrachter angesichts von Porträts in der Art Eleonoras und Ferdinands, in welcher Weise diese edlen Damen und Herren wohl ihre Mahlzeiten eingenommen haben. Die Erklärung ist ganz einfach darin zu finden, dass diese neue Mode auch einen Wandel der Tischsitten herbeiführte. Die weit ausladenden Krägen machten die Verwendung von Essgabeln notwendig, weil man z.B. abgeschnittene Fleischstücke nicht mehr wie bisher mit der Hand zum Mund führen konnte, ohne die Krägen zu beschmutzen oder zu beschädigen. Vor der Halskrausen-Mode waren große Gabeln übrigens nur in der Küche zum Tranchieren von Fleisch in Gebrauch. Bei Tisch standen ausschließlich Messer und Löffel in Verwendung. Vor diesem Hintergrund erstaunt es auch nicht, dass man im stets nach den neuesten Modeströmungen ausgerichteten französischen Kulturkreis schon um 1580 von der Halskrause abkam und den liegenden Kragen „erfand.
Die Halskrause wird auch als „Kröse“, „Fraise“ oder „Duttenkragen“ bezeichnet. Ihre Entstehungsgeschichte liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, dass die Unterkleider und -hemden der vorhergehenden Epoche über eine Kordel zum Schließen des Halsausschnitts verfügten. Die Öffnungen am Hals wurden mit Rüschen besetzt, die ein wenig unter dem Wams heraus sahen und aus denen in Frankreich schließlich die Fraise hervorging. Die Halskrausen bestanden gewöhnlich aus weißem Leinen, das gestärkt und anschließend mit einer Brennschere geformt wurde. Es gab unterschiedliche Formen von Krösen: pfeifenförmige, röhrenförmige oder die besonders großen, so genannten Mühlsteinkrägen, die oft auf Drahtrahmen gespannt wurden. Die Krausen hielten sich in der bürgerlichen Kleidung der Niederlande besonders lange, wohingegen es dem Einfallsreichtum der Briten zu verdanken ist, dass hier relativ rasch ein weiterer Entwicklungsschritt gemacht wurde: Im „elisabethanischen Zeitalter“ unter der modisch äußerst versierten Königin Elisabeth I. (1533-1603) kam nämlich die Sitte auf, die Halskrausen vorne zu öffnen und sie am dekolletierten Ausschnitt der Kleider zu befestigen. Das hatte zur Folge, dass sich um den Kopf der edlen Damen ein zarter „Fächer“ aus Spitze ausbreitete.
Am Hof der Habsburger war man nicht so fortschrittlich, wie es das Brustbild Eleonora Gonzagas zeigt. Trotzdem ist dem Porträt anzusehen, wie wichtig ihr ein ihrer Herkunft und ihrem Stand angemessenes Aussehen war. Sie trägt ein schwarzes, am Oberkörper eng anliegendes Kleid, eine mit Spitze verzierte Kröse und eine perlenbesetzte, kleine Haube. Ihr Schmuck ist eine aus Medaillons zusammengesetzte Halskette. Sie stammte aus der italienischen Adelsfamilie Gonzaga aus Mantua und wird in zeitgenössischen Quellen als sehr schön und fromm beschrieben. Als Italienerin scheint sie aber vor allem Wert darauf gelegt zu haben, ein modisches Detail zu tragen, das mit ihrer Heimat in Verbindung stand, denn die schönsten Spitzen ihrer Zeit wurden in Venedig und Genua hergestellt.