Alltag
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Gesamtansicht des Grabsteines
Alltags-, Fest-, Tanzhaube – Augsburger Mode am Grabstein der Anna Hofer in der Pfarrkirche Schwaz (1493)
Wie eine Darstellung aus Schwaz zeigt, war die Damenwelt des Mittelalters auch in Tirol modisch überaus versiert. Die Frauen trugen nicht nur schöne Mäntel und reich verzierte Kleider, sondern auch kunstvoll drapierte Hauben und Schleier. Bereits das gesamte Mittelalter hindurch war Frankreich in Modefragen tonangebend. Von dort breiteten sich neue Strömungen nach Süddeutschland aus und…
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Porträt Eleonora von Gonzaga
Halskrause – höfisches Accessoire auf Porträtgemälden im Unterinntal (um 1630)
Im späten 16. Jahrhundert entstanden, war die Halskrause zuerst ein ausschließlich den adeligen Damen vorbehaltenes Accessoire und kam erst allmählich auch bei männlichen Aristokraten in Mode. Es dauerte aber nicht lange, bis sich diese Kleidersitte auf internationaler Ebene ausbreitete und sich quasi auf „alle Herrschaften von Stand“ übertrug. Bei manchen Würdenträgern stehen Halskrausen sogar heute…
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Hochzeitsszene mit Priester, Brautpaar und Gästen
Watteau-Falten – Rokokomode auf einer Kupferstichserie (1715 – 1730)
In einem Schwazer Kloster haben sich Kupferstiche erhalten, auf denen die sieben Sakramente dargestellt sind. Im Unterschied zu vielen anderen sakralen Kunstwerken in Tirol spielen hier Taufe, Buße, Eucharistie, Firmung, Ehe, Sakrament der Weihe (z.B. Bischofsweihe) und Krankensalbung aber nicht im ländlichen Milieu, sondern wurden in der gehobenen Gesellschaft angesiedelt. Weil sich insbesondere der Adel…
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Der hl. Isidor als Personifikation des Bauernstandes
Standesgemäße Kleidung – Plastiken der vier Landstände Tirols in der Pfarrkirche Mariahilf in Innsbruck (um 1800)
In der Pfarrkirche Mariahilf in Innsbruck haben sich vier Figurenpaare erhalten, die jeweils aus einem Erwachsenen und einer kindlichen Gestalt bzw. einem Putto bestehen. Aufgrund der Attribute und der Inschriften an ihren Konsolen können die Hauptfiguren als Heilige identifiziert werden: Es sind die Heiligen Homobonus von Cremona, Augustinus und Isidor sowie ein Schutzengel. Zugleich kann…
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Hölzerne Badekabine mit Ausstattung
Aigner-Badl in Abfaltersbach – gegen Krätze und Gicht (ab 1772)
Nicht erst der Wellness-Gedanke hat dazu geführt, dass Hallenbäder und Thermalanlagen zu einer Hochblüte gelangten. Ein Blick auf das Aigner Badl in Abfaltersbach beweist, dass man auch in vergangenen Jahrhunderten Erholung und Genesung in Bädern gesucht hat. Hierher kamen Bauern und Handwerker, aber auch Knechte und Mägde aus der Umgebung, um sich nach schweren Arbeiten…
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Monumentale Hauptfassade mit Mittelrisalit
Sanatorium der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Innsbruck (1909)
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden vielerorts Krankenhäuser und Sanatorien. Die neuen Krankenhäuser dienten der Volksgesundheitspflege. Sie entstanden vor dem Hintergrund des zunehmenden Wissens über den Verlauf und die Heilung von Krankheiten und den damit gestiegenen Anforderungen an die Hygiene. Doch ein Blick auf das 1909 von der Firma Johann Huter und…
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Medizinschrank mit Schubladen und Regalaufsatz
Klosterapotheke in Lienz (ab 1700)
Als „pharmaceuticae artis satis peritus“ (der Pharmaziekunst überaus kundig) wurden die Mitglieder so mancher Tiroler Ordenshäuser bezeichnet. Beispielsweise wird über die Apotheke des Dominkanerinnenklosters in Lienz berichtet, dass sie von einer heilkundigen Mitschwester hierher gebracht und eingerichtet worden sei. Doch schon lange vor dem Aufbau dieser auch so genannten „Infirmerie“ war es hier üblich, sich…
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Kapelle Volderwildbad, erbaut 1625 bis 1660
Heilige Ärzte – Kosmas und Damian in Volderwildbad in Volders (ab 1630)
Die beiden als Ärzte wirkenden Brüder Kosmas und Damian sind in Tirol zwar keine besonders bekannten Heiligenfiguren, ihnen wurde aber in der kleinen Kirche von Volderwildbad ein reizvolles Denkmal gesetzt. Die Heilkraft der Quellen von Volderwildbad war schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt. Zu seiner eigentlichen Blüte gelangte der Kurort aber erst,…
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Der jugendliche Christus mit Engeln vor Apothekeneinrichtung. Ölgemälde, Raum Telfs, 18. Jahrhundert
Doktor über alle Doktoren – Christus als Arzt und Apotheker auf Ölgemälden (ab 1700)
Die Annahme, dass Dämonen schwere Krankheiten verursachen, war noch bis in die Barockzeit verbreitet, und daher glaubte man, dass viele Seuchen, Leiden und Unfallfolgen nur durch himmlischen Beistand geheilt werden könnten. Wie ein kleines Gemälde aus der Region Telfs vor Augen führt, ist das der Grund, weshalb Christus gerne als Arzt und Apotheker dargestellt wurde.…
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Der hl. Antonius hilft den Kranken im Hospiz
Antonius von Padua – ein Heiliger als Tröster der Kranken auf einem Bilderzyklus (um 1709)
Für eine Antoniuskapelle im Tiroler Unterland gestaltete der Kufsteiner Barockmaler Michael Waginger (1642-1713) einen Bilderzyklus, auf dem Episoden aus dem Leben und Wirken des Hl. Antonius von Padua festgehalten sind. U.a. wurde der Heilige als Tröster, bei der Heilung eines Kranken und der Ermunterung von Aussätzigen und Krüppeln dargestellt. Antonius von Padua (1195-1231) zählt zu…
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Blutentnahme durch den Mediziner, assistiert von zwei Novizen
Aderlass – medizinische Heilmethode und Frömmigkeitsübung auf einem Klostergemälde (um 1750)
Im Bereich der Kirchenkunst finden sich Plastiken und Bilder, die nicht nur zur Vermittlung religiöser Inhalte geschaffen wurden, sondern auch profane Themen behandeln: Tischsitten, Modetrends u.a. Eine Klostersammlung im Raum Innsbruck enthält ein Gemälde aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das einen als Frömmigkeitsübung zu deutenden Aderlass an einem Ordensmitglied – und somit ein medizinisches…
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Der hl. Antonius hilft den Aussätzigen und Krüppeln
Aussätzig – hl. Antonius als Patron der Verstoßenen auf einem Bilderzyklus (um 1709)
Der Kufsteiner Barockmaler Michael Waginger (1642-1713) setzte sich in einem achtteiligen Bilderzyklus intensiv mit dem Wirken des hl. Antonius von Padua auseinander. Zu den von ihm festgehaltenen Szenen gehören mehrere Krankenheilungen, es findet sich darunter aber auch die ungewöhnliche Darstellung von Aussätzigen, Verkrüppelten und Geisteskranken. Die seltene Auswahl des Bildthemas ist wohl darauf zurückzuführen, dass…