Krankensalbung, "letzte Ölung" - Sterberituale auf Gemälden im Unterinntal (um 1800)

Ein großer Teil der volkstümlichen kirchlichen Kunst in Tirol ist thematisch an den wichtigen Stationen des Lebens orientiert: Votivtafeln berichten z.B. über die Rettung nach Unfällen oder über die Heilung von Kranken, andere Werke beziehen sich auf festliche Ereignisse oder bedeutende Wendepunkte wie Taufe, Hochzeit oder Tod. In einer Kirche im Tiroler Unterland befindet sich ein Gemälde, das einen Kranken zeigt, der das Sakrament der Krankensalbung empfängt. Bei dem im Bett liegenden Mann steht ein Priester, flankiert von dessen Frau und seinen betenden Kindern. Am Kopfende der Schlafstätte wurden der Tod in Form eines Skeletts und der Schutzengel des Kranken dargestellt.

Die Abbildung ist nicht nur vom eigentlichen Akt der Krankensalbung geprägt, sondern auch vom Kampf des Guten gegen das Böse. Am oberen Bildrand schweben in einer hell erleuchteten Wolke Jesus und Maria als Fürbitter für die Seele des Verstorbenen im Jenseits. Darunter ist der Erzengel Michael als Bezwinger des Satans und Richter am Tag des Jüngsten Gerichts wiedergegeben. Es scheint, als eile er mit wehenden Gewändern vom Himmel herab, um dem Kranken beizustehen. Drei - die Verfehlungen des Kranken symbolisierende - Teufel wurden bereits unter das Bett zurückgedrängt, doch ein vierter liest aus dem Sündenregister die Untaten des Kranken vor.


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