Viele Tirolerinnen und Tiroler könnten sich ein Leben im "heiligen Land" ohne den mehrmals täglich ertönenden Klang der vielen Kirchenglocken nicht vorstellen, auch wenn den wenigsten unter ihnen bewusst ist, dass es sich bei den sakralen Klangkörpern um schützenswerte Denkmäler handelt.
Der überwiegende Teil der einheimischen Glocken besteht aus Bronze, die im Mittelalter in so genannten Rotgießereien verarbeitet wurde. Die meisten bronzenen Türgriffe, Kerzenleuchter, Büchsen, Grabplatten, Glocken etc. stammten bis ca. 1490 aus Nürnberg. Später wurde Nürnberg von Innsbruck als Produktionsort abgelöst, nachdem sich die einheimischen Gießer durch die Herstellung von Geschützrohren für Kaiser Maximilian I. (Wiener Neustadt 1459-1519 Wels) einen weit über die Landesgrenzen hinausreichenden Ruf erworben hatten. Der bekannteste unter ihnen war Peter Löffler (ab ca. 1486 in Innsbruck/Hötting nachweisbar, gest. ca. 1530), zu dessen Hauptwerken die 1503 entstandene Glocke "Maximiliana" der Schwazer Pfarrkirche mit ihrem reichen Wappen- und Reliefschmuck gehört. Doch auch in vielen kleineren Kirchen finden sich Glocken, die sowohl als Klangobjekte als auch als Kunstwerke besondere Beachtung verdienen.
Glockengießer Peter Löffler arbeitete ab ca. 1520 mit seinen Söhnen zusammen, von denen Gregor (Innsbruck/Hötting 1490-1565) als der bedeutendste Geschützgießer des Habsburgerreiches des 16. Jahrhunderts in die Geschichte einging. Gregor Löffler stellte aber auch Glocken her. Eine von ihnen befindet sich in der Pfarrkirche in Auffach/Wildschönau und ertönt dort von dem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Kirchturm aus. Dennoch müssen Interessierte hier nicht auf die Besichtigung einer "echten Kirchenglocke" verzichten, weil auf dem Vorplatz des Gotteshauses eine weitere, nicht mehr in Verwendung stehende ausgestellt ist. Diese stammt vom Klagenfurter Gießer Mathias Landtsman und entstand 1688.
Sie verfügt wie alle besonders schön gestalteten Kirchenglocken über eine Inschrift sowie figurale und ornamentale Verzierungen. In ihrem oberen Bereich befindet sich ein Ornamentband, das an eine elegante Textilspitze erinnert. Darunter sind der Erzengel Michael und die hl. Barbara abgebildet. In einem mit Rankenmotiven dekorierten Feld ist die Inschrift: "MATHIAS LANDTSMAN GOS MICH IN CLAGENVURTH ANNO 1688" zu lesen. Die Glocke wurde an ihrem heutigen Bestimmungsort auf einem Steinsockel montiert. Hier informiert auch eine Gedenktafel darüber, dass die Glocke den Frauen von Auffach gewidmet ist, die im Jahr 1800 die Pfarrkirche errichtet haben.
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