Der im Tiroler Unterland tätige Baumeister Gilg Mitterhofer, der schon am Entwurf für die Pfarrkirche Vomp um 1480 beteiligt gewesen sein soll, plante 1487 gemeinsam mit Jörg Steyrer die Pfarrkirche Jenbach. Bekannt gemacht hatte ihn der Bau der Pfarrkirche "Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt" in Schwaz, den er in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Hans zwischen 1460 und 1478 betreute (nur noch in Teilen erhalten). In Verbindung mit diesen "großen" Bauaufträgen ergaben sich für "Maister Gilg" aber auch kleinere Entwurfsaufgaben. Dabei handelte es sich in den überwiegenden Fällen um Baudetails, die genauso wie die Kirchenräume an sich eine spezifische Gestaltung erfahren sollten. Ihre Umsetzung erfolgte dann durch erfahrene Handwerker, denen solche Arbeiten ebenfalls beachtliches Ansehen bringen konnte.
Ein besonders schönes Beispiel gotischer Handwerkskunst hat sich in Form der Sakristeitüre in der Pfarrkirche Jenbach erhalten. Für ihren Entwurf empfing Meister Gilg Mitterhofer seinerzeit 171 Gulden. Hergestellt wurde sie von einem Meister Lienhard, der in Schwaz 1476-1505 auch als Zinngießer genannt wird.
Das 1,36 Meter breite Portal wurde nach der Zeichnung von Gilg Mitterhofer vom Handwerksmeister Lienhard hergestellt, der sich hier als Könner seines Fachs erweist: Das Türblatt verfügt über einen
Eisenbeschlag und wurde mit geschmiedeten, in Diagonalrichtung verlaufenden Bändern verziert. Die in ihrer Summe ein Rautenmuster ergebenden Streifen wurden mit geschmiedeten Nägeln am Türblatt montiert. In der Mitte der Türe befindet sich ein prächtiger schmiedeeiserner Türring. Er wurde auf ein Feld angebracht, das Pfeilform besitzt und mit einem schön geschwungenen
Akanthusdekor ausgefüllt wurde. Der Rand des Feldes wurde mit einer zur Schnur gedrehten Randleiste aus Eisen besetzt. Die Seiten des Pfeilkopfes zieren je eine Eichel. Auf den in Herzform gestalteten Türring wurden drei Wappen appliziert - nach Jahrhunderte langer Benützung des Türrings lässt sich aber nicht mehr feststellen, um welche es sich einmal gehandelt hat.
Einfache, aus zusammengenieteten Eisenplatten hergestellte und auf massive Holzträger aufgenagelte Eisenportale wurden schon im mittelalterlichen Burgenbau eingesetzt. Ihre Verwendung im Sakralbau, verbunden mit kunstvollen Verzierungen wie Bändern, (teils sogar vergoldeten) Nägeln, Wappenmotiven etc. erfolgte erst später, wurde aber noch bis ins 17. Jahrhundert gepflegt. Somit steht die mit 1488 genau datierbare Sakristeitüre noch am Beginn kunstvoll ausgestalteten Eisenwerks an Türen, Beschlägen und Gittern in Tirol.
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