Gotische Wandmalereien in Osttirol - Zaundarstellungen (ab 1430)

In der bildenden Kunst gibt es zahlreiche Darstellungen mit Mauern und Zäunen. Sie dienen der räumlichen Strukturierung einer Bildfläche, können aber auch spezifische religiöse Bedeutungen haben.

Zu den bekanntesten Beispielen mittelalterlicher Kunst, in denen eine Umfriedung eine zentrale Rolle spielt, zählt die Darstellung einer "Madonna im Rosenhag". Wie der Begriff des "Hags" schon andeutet, handelt es sich hierbei um ein altes Motiv. Denn der "Hag" oder "hac" bzw. althochdeutsch "zun" (Zaun) war das wesentliche Merkmal einer germanischen Siedlung. Für bestimmte Darstellungen Mariens wurde der Begriff Rosenhag bzw. "hortus conclusus" gewählt, um sie in einer (ihre Jungfräulichkeit) schützenden Umgebung mit paradiesischem Charakter abzubilden. Das steht mit dem Hohelied Salomons in Verbindung. Dieses Buch des Alten Testaments besteht aus einer auf König Salomon zurückgehenden Sammlung alter Hochzeitslieder, wobei im Mittelalter Maria die Stelle der Braut einnahm.

Darin heißt es (4,12): "Ein verschlossener Garten ist meiner Schwester Braut..." Daneben symbolisiert eine Einfriedung in der Kunst aber auch eine "magisch-religiöse" Grenze. Daher markieren Zäune auf vielen Abbildungen Übergänge, die biblische Gestalten auf ihrem Lebensweg passieren müssen, z.B. auf zwei bemerkenswerten Darstellungen von "Christus am Ölberg" in Osttirol.


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